Swingtime in Deutschland

Stephan Wuthe
Swingtime in Deutschland
Transit 2012
152 Seiten
16,80 €

Die seit den zwanziger Jahren populäre Musik des Swing war auch unter den Nazis nicht totzukriegen und ihre Beliebtheit setzte sich im Nachkriegsdeutschland weiter fort. Swing brachte originelle und vielfältige Tanzformen hervor, ebnete den Weg für neue und gewagte Bekleidungsmode und fand zudem als Filmmusik Verwendung, mit Ohrwürmern, die noch lange nach Verlassen des Kinosaals in den Köpfen hängen blieben und gute Laune verbreiteten.

Auch heute ist Swing aktuell – seit dem Swing-Revival Ende der achtziger Jahre können in Tanzschulen wieder die verschiedenen Tänze gelernt werden, Swingtanzclubs mit eigenen DJs und Livekonzerte gibt es in allen größeren Städten, und passend dazu kleiden sich Tänzerinnen und Tänzer im angesagten Retro-Look. Stolze Sammler besitzen noch originale Schellackplatten, aber frischen Swing gibt es auch auf CD – als Neo-Swing oder neu gesampelt als Elektro-Swing.

Der Berliner Autor Stephan Wuthe, Jahrgang 1966, ist ein bekennender Swing-Enthusiast und Kenner, Sammler und DJ und präsentiert mit seinem Buch eine Fülle an Geschichten, Fakten und Zeitzeugenzitaten rund um die Geschichte des Swing, fokussiert auf Unterthemen wie Geschichte, Filmmusik oder auch Tanzformen. Sein lockerer und flüssiger Sprachstil passt zu seiner Lieblingsmusik: So mitreißend, wie die Musik zum Wippen, Swingen und Tanzen einlädt, so leicht liest sich auch der Text, ob nun abendfüllend oder in kleinen Häppchen zur Entspannung zwischendurch. Zudem lockern zahlreiche farbige Abbildungen von zeitgenössischen Plakaten und Plattencovern ebenso wie historische Fotos und Songtexte das Buch auf.

Zieht man zum Vergleich Jörg Ueberalls 2004 erschienenes Buch Swing Kids heran, das die Geschichte des Swings und seiner Fans historisch auch für Neulinge der Materie anschaulich und nachvollziehbar miterleben lässt, so bleibt jedoch kritisch anzumerken, dass Wuthes Swingtime eher etwas für fortgeschrittene Swing-Begeisterte ist. Chronologisch springt es oft durch die Zeiten und all die Namen und Veranstaltungsorte können gerade Lesende, die nicht mit der Berliner Kulturgeografie vertraut sind, schon manchmal erschlagen.

Dennoch ist Swingtime ein liebevoll gestaltetes Sammlerstück für Fans und Interessierte jeden Alters und eine Fundgrube für die historische Musikforschung. Besonders spannend wird das Buch dann noch einmal zum Ende hin, wenn Wuthe aus erster Hand vom Swing-Revival im Berlin der späten achtziger und neunziger Jahre erzählt und damit die Brücke zur heutigen Swing-Leidenschaft schlägt.

Gabriele Vogel

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