Zine of the Week: Fleisch mit weißer Soße #August2016

Es ist International Zine Month! Zeit für einen Einblick in die Fanzinesammlung des Archivs der Jugendkulturen, in der sich inzwischen mehr als 20.000 Einzelhefte befinden. Heute rezensiert Giuseppina Lettieri aus dem Team Diversity Box.

Das Zine „Fleisch mit weißer Soße“ ist im August 2016 erschienen und eigentlich längst überfällig mal von unserer Seite rezensiert zu werden. Allein der Titel irritiert mich schon seit langem, weil er mehr Rätsel aufgibt als wirklich Hinweise zum Inhalt des Zines- jedenfalls für mich. Nach dem ersten Lesen ist immerhin das etwas klarer. Es geht um Sexarbeit oder besser gesagt um einen persönlichen, wenn auch sehr fragmentarischen Einblick in das Leben einer Person, die im Puff arbeitet.

Und was dann in diesem 14 Seiten dünnen Zine folgt, erinnert ein kleines bisschen an William S. Burroughs „Naked Lunch“ vom Stil, sprachlich jedoch ehrlicherweise eher an Tagebuch-Einträge. Gedanken, scheinbar wahllos aufeinanderfolgend, geben Einblicke in Lebensmomente aus dem August 2016: das konfliktive WG-Leben, unangenehme U-Bahn-Situationen, Migräneanfälle, depressive Phasen und ein erster Hinweis auf den ausgeübten Beruf als Sexworker. Immerhin ist das der längste Text in dem Zine und füllt eine ganze DIN A 6-Seite.

Vom Zine zum Buch

Da das Zine dahingehend nur diesen einen Vorgeschmack zum Thema Sexarbeit zu bieten hat, habe ich auch das gleichnamige Buch von Christian Schmacht, erschienen im Dezember 2017, gelesen. Cut and Paste als künstlerisches Stilmittel durchzieht auch die 105 Seiten des Buches. Auf dem Klappentext wird nun der Kontext geliefert, der dem Zine fehlte. Dort steht:

Christian Schmacht, durch seine Skandalkolumnen für das Missy Magazine bekannt geworden, schreibt in seiner autobiografisch inspierten Novelle über einen jungen transgender Mann, der als Frau verkleidet in den Bordellen Berlins anschafft.

Und sicherlich weiß auch ich durch die Kolumne in der Missy sowie durch die Social Media-Accounts von Christian Schmacht mehr über das Leben als Sexworker, über Körper-und Identitätsfragen, Konsum und das politisches Selbstverständnis des Autors. Mehr als mir manchmal lieb ist sogar, um ehrlich zu sein. In dem Buch beschreibt Christian Schmacht, warum Schreiben und sich der Welt mitteilen eine heilsame Wirkung hat und es nach dem eigenen Selbstverständnis nicht darauf ankommt, ob andere das hören oder lesen wollen:

Schreiben heißt: Ich existiere. Ich schreibe für mich, weil ich will und manchmal weil ich muss; um mich selbst zu erhalten. Oder zu halten. Ich habe mit meinen gedanken eine geschwindigkeit erreicht, mit der andere nur manchmal klarkommen.

Schreiben als Existenz- bzw. Daseinsberechtigung. Denn: Representation matters.

Sexarbeit ist Arbeit oder auch über die Banalität der Sexarbeit im Kapitalismus

Niemand hat sex außerhalb vom kapitalismus, aber darüber wollen viele gern hinwegsehen. bei liebe und sex denken sie, das ist so ursprünglich, das gehört mir, egal wie entfremdet ich sonst bin. Aber das ist nicht wahr und wir sexworker stoßen sie darauf, mit unserer bloßen existenz und das mögen sie nicht.

Das Sexarbeit Arbeit ist, ist in den queerfeminitischen Kontexten, in denen ich mich bewegen, nichts Neues, aber meine Berühungspunkte mit dem Thema waren bisher immer analytischer nicht persönlicher Natur. Ich habe keine Freund*innen, die Sexarbeit machen und beziehe meine Einblicke aus Aktivismus und Popkultur. Die Aktivistin Sylvia Rivera, Transfrau of Color, hat meinen Aktivismus vor einigen Jahren, als ich sie viel zu spät als zentrale Figur der Stonewall-Riots eher per Zufall entdeckte, seitdem stark geprägt. Und mit der Serie Pose stehen zum ersten Mal hauptsächlich BPoC Transfrauen im Mittelpunkt der Geschichte und geben Einblick in das New York der 80er und 90er Jahre, wo Sexarbeit einfach mit zum (Über-) Leben gehörte.

White Privilege

Geht es bei Pose und in den Interviews von Sylvia Rivera im STAR-Zine jedoch eher um die Adressierung struktureller Benachteilungen, wie Rassismus und Trans*feindlichkeit gegenüber BPoC Transfrauen und Queers, die oft einen sozio-ökonomischen Kosmos schufen, der die Sexarbeit bedingte, so anders ist der Einblick den Christian Schmacht als weiße Person in Deutschland aus den Jahren 2016 und 2017 schildert. Christian Schmacht reflektiert die eigenen Privilegien sehr gut und äußerst sich zudem politisch zu Rassismus, Klassismus, Misogynie und der kapitalistischen Verwertungslogik in der Gesellschaft an sich sowie zu Homo-und Transfeindlichkeit und rechter Gesinnung unter den Freiern und auch den Sexarbeiter*innen im Puff. Das blitzt aber immer wieder nur kurz auf. Zu kurz für mein Empfinden. Davon würde ich lieber mehr lesen. Stattdessen sind die Gedankensprünge und die wilde Aneinanderreihung von Themen (von Schernikau zum Dschungelcamp, von der Fashion Week zu Botox bis zum G20-Gipfel in Hamburg) das, was für mich am prägnantesten hängen bleibt. Das soll auch alles gar nicht kohärent sein, glaube ich, sondern Einblicke in die diffuse Gedankenwelt und das Seelenleben einer jungen weißen Trans*person geben, die zwischen Materialismus und Aktivismus schwankt:

Beispiel geld: Lieber wurde ich sexworker, als wenig geld zu haben und für oder gegen etwas zu kämpfen. Ich wollte teilhaben, am leben, mieten, konsumieren.

Fazit

Dieses Review ist eher ein ganz persönlicher Push aus meiner Komfortzone und lässt am Ende auch eher mehr Fragen offen, statt ein klareres Meinungsbild meinerseits erkennen. Die oft kontrovers geführten Debatten zum Thema Sexarbeit in feministischen Diskursen, lösen sich in meinem Kopf ab mit den kurzweilig verfassten Beiträgen von Christian Schmacht. Eines kann ich an dieser Stelle aber abschließend sagen: Nie habe ich vorher so ehrlich und banal über den Beruf Sexarbeiter*in gelesen, über die Langweile im Puff, wenn bei zu gutem oder zu schlechten Wetter die Freier wegbleiben. Davon geht sogar ein bisschen Faszination aus. Da ist die Frage nach dem Titel fast schon wieder vergessen.

Giuseppina Lettieri

Giuseppina schreibt aus einer cis-weiblichen, queerfeministischen, of Color-Perspektive. Sie leitet im Archiv ein queeres Bildungsprojekt und koordiniert seit 2019 den Queer History Month Berlin.

Leben mit der Wahlfamilie-Queere Filme auf der Berlinale Pt.II

„So Pretty“ von Jessie Jeffrey Dunn Rovinelli

USA/Frankreich (2019)

Der Film „So Pretty“ macht seinem Namen alle Ehre. Er ist so schön queer und vielfältig, ohne dabei aufgesetzt zu wirken.

Filmstill aus: So Pretty, Land: USA/FRA 2019 Regie: Jessie Jeffrey Dunn Rovinelli 
Bildbeschreibung: Thomas Love, Edem Dela-Seshie, Sektion: Forum 
© 100 Year Films

Queere Nabelschau

Wie so oft bei Berlinale-Filmen besticht auch dieser Film dadurch, das bewusst auf ein Narrativ verzichtet wird. Wenn überhaupt hat der Film essayistische und dokumentarische Züge. Es ist eher ein kurzweiliges Porträt einer queeren Wohngemeinschaft in New York. Wobei das Ganze auch irgendwo in London oder Berlin spielen könnte. Ein Gefühl von Zuhause sein macht sich breit, jedenfalls für queere Menschen, die gerne in diese Wohlfühlblase der selbstgewählten queeren Wahlfamilie, die hier die Hauptrolle spielt, eintauchen möchten.

Frühstücken, lesen, Sex haben

Ein Ausgangspunkt bzw. der grobe Entstehungskontext von „So Pretty“ hängt mit einer Novelle von Roland M. Schernikau zusammen. Dabei ist der Film aber bewusst keine Adaption. Die Textfragmente aus „Als der Prinz mit dem Kutscher tanzte, waren sie so schön, daß der ganze Hof in Ohnmacht fiel“ bieten den Protagonist*innen in „So Pretty“ eher immer wieder Anhaltspunkte über Liebe und Beziehungen sowie über Kapitalismus und Kommunismus zu sprechen. Das wird eingewoben in ganz alltägliche Handlungen. Es wird philosophiert im Bett, am Küchentisch oder auf dem Weg zur nächsten Party. Generell sehen wir dieser New Yorker Queer-WG beim frühstücken, beim zähneputzen, beim duschen und beim Sex zu. Relativ oft beim Sex sogar, zu zweit oder zu dritt, kinky oder sanft.

Filmstill aus: So Pretty , Land: USA/FRA 2019 ,Regie: Jessie Jeffrey Dunn Rovinelli 
Bildbeschreibung: Phoebe DeGroot, Thomas Love, Jessie Jeffrey Dunn Rovinelli 
Sektion: Forum, © 100 Year Films

Zweisamkeit: ein positives oder negatives Konzept?

Besonders schön ist der liebevolle und bedachten Umgang, die Verbundenheit und Zärtlichkeit innerhalb der Gruppe, die eigentlich alles miteinander teilen. Das sich dabei die Beziehungskonstellationen immer wieder ändern, macht auch im übertragenen Sinne das Ringen mit dem Wort Zweisamkeit deutlich. Übersetzt man Zweisamkeit mit coupledom oder eher mit togetherness ins Englische fragen sie sich. Ist Zweisamkeit als Konzept bei Schernikau etwas Positives oder Negatives? Fragen ohne Antworten. Nichts ist konstant in diesem Film. Alle sind auf der Suche. Nach Identität, Nähe, Liebe und Verständnis. Dadurch verändern sich immer wieder Lebens-und Wohnzusammenhänge, Liebesbeziehungen und Geschlechteridentitäten. Die einzige beständige Komponente des Films ist die Freundschaft untereinander, egal wer mit wem gerade ins Bett geht. Einfach eine queere Wahlfamilie. Real dargestellt. Nichts wird als besser oder perfekter inszeniert, aber eben etwas schöner.

Fazit

Als queere Person tut es einfach gut einen Film zu sehen, der in Fragen der Repräsentation und Sichtbarkeit queerer Vielfalt viel richtig macht. Ein wenig zu selbstreferentiell ist der Film vielleicht geworden und wirkliche Fragen, die sich in queeren Communities gestellt werden, werden hier nicht mal ansatzweise thematisiert. Es gibt nur eine Szene, die Polizeigewalt gegen Schwarze und of Colour Queers behandelt, ohne dass darüber danach gesprochen wird. Es ist eher ein Film der das Private zum politischen macht und darin liegt auch die Schönheit dieses utopischen Werks, in dem ein Mikrokosmos abgebildet wird, in dem Geschlechtsdefinitionen, Beziehungsnormen und gesellschaftliche Konventionen keine Rolle spielen. „So Pretty“ bestätigt vor allem queere und marginalisierte Menschen. Der Film betont, dass sie in jeder Faser ihrer Individualität wichtig und schön sind, dass ihre Art zu Leben und zu Fühlen, eine politische Liebe ist, die in Zeiten konservativer Backlashs, eine starke Intervention gegen den Mainstream darstellt.

Saskia Vinueza und Giuseppina Lettieri

Projekt „Diversity Box“

„Alle mitgedacht?“ Vielfalt in der Bildungsarbeit thematisieren

Diversity Box- Vernetzungstreffen in Dessau

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Unser Projekt zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt „Diversity Box“ lädt ein zum Vernetzungstreffen nach Dessau/Sachsen-Anhalt am 12.November im Mehrgenerationenhaus (Erdmannsdorff Straße 3, 06844 Dessau) von 11.00 bis 17.00.

Gemeinsam wollen wir uns darüber austauschen, wie wir Rechtspopulismus entgegenwirken, Vielfalt stärken und LSBTI* in der Bildungsarbeit thematisieren können.

Unsere in Dessau gemachten Erfahrungen zu diesen Themenbereichen, möchten wir Ihnen gerne vorstellen sowie nach einem fachlichen Input von Jürgen Rausch vom LSVD Projekt „Mteinander stärken- gemeinsam Rechtspopulismus entgegenwirken“ mit Ihnen in drei thematischen AGs ins Gespräch kommen.

AG 1
Alles Inklusiv? Zum Wandel der Bildungsarbeit mit Jugendlichen
AG 2
Jugendkulturelle und medienpädagogische Workshops mit Jugendlichen: Was lernen für die eigene Praxis?
AG 3
Vielfalt in Stadt und Land – Was ist gleich? Was ist anders?

ABLAUF
11.00 Ankommen
11.15 Begrüßung und Ergebnis-Präsentation unserer Bildungsarbeit mit Jugendlichen in
Dessau (Giuseppina Lettieri, Projektleitung Diversity Box)
11.30 Einführungsvortrag zu “Bildungsarbeit zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in Stadt und Land unter Berücksichtigung von Vielfalt und Inklusion” (Jürgen Rausch/ LSVD)
12.30 Kaffee-Pause
12.45: 1. AG-Phase
AG 1: Alles Inklusiv? Zum Wandel der Bildungsarbeit mit Jugendlichen
AG 2: Jugendkulturelle und medienpädagogische Workshops mit Jugendlichen: Was lernen für die
eigene Praxis?
AG 3: Vielfalt in Stadt und Land: Was ist gleich? Was ist anders?
14.00: Imbiss und Getränke
15.00: Spoken Word Auftritt Tom Mars (Poetry Slam, Spoken Word Künstler)
15.30: 2. AG-Phase (Vertiefung und Bündelung der AG-Diskussion)
16.30: Kaffee-Pause
16.45: Abschlußrunde AG-Ergebnis-Präsentation
17.00: Ausklang

Anmeldungen bitte bis zum 08. November 2018 unter: diversitybox@jugendkulturen.de mit Angabe der gewünschten AG (Erst- und Zweitwunsch).

Die Teilnahme ist kostenlos. Für Getränke und Essen wird gesorgt. Bei der Anmeldung bitte mitangeben, ob vegetarische/ vegane Kost gewünscht ist und ob Lebensmittelallergien.

Das Vernetzungstreffen wird gefördert von

Zine of the Day: Sycamore #1 (Deutschland)

Der Juli ist wie immer International Zine Month (IZM). Aus diesem Anlass stellen wir euch wieder, wie in den letzten Jahren, einige aus unserer Sicht interessante Zines aus der Sammlung des Archivs der Jugendkulturen als „Zine of the Day“ vor…

Sycamore– Ein queerfeministisches Heavy Metal Fanzine. Zugegeben, nicht unbedingt zwei Dinge, die bei mir auf den ersten Blick zusammengehen: Queerfeminismus und Heavy Metal. Meine Assoziationen mit Heavy Metal sind eher: männlich dominiert, weiß und trotz bestimmter Spielarten im Bereich Gender (lange Haare, enge Lederkluft und Schminke) eher reaktionär in der Grundhaltung zu Sexualität und Geschlecht als offen für subversive Queerness.

Also nicht unbedingt die besten Grundvoraussetzungen für mich, um ein Zine aus diesem Bereich vorzustellen. Doch schon der erste Blick ins Heft verfängt. Das hier ist ein ambitioniertes Projekt. Schon im Editorial „Heavy Metal needs a Thunderstrike“ wird das mehr als deutlich. Die beiden Zinemacher*innen sind ganz schön angepisst von dem Status Quo im Metal, haben viel zu sagen und wollen vor allem an den Missständen in der Szene etwas ändern. Es geht um Sexismus, Misogynie und sexuelle Gewalt im Metal, aber auch um das Anprangern von bekannten Reflexen des Tabuisierens und Kleinredens dieser Probleme. Ein Call for Action #Kill the King, das durchaus Parallelen zu dem mittlerweile legendären Riot Grrrl Manifesto aufweist, soll die metaleigene #metoo Debatte befördern. Um das zu initiieren gibt es im Zine mehrere Berichte von Betroffenen, die sexuelle Gewalt oder Sexismus und Misogynie erfahren haben. 

Auch der Dominanz weißer, heterosexueller cis-Männer im Metal soll mit diesem Zine etwas entgegengebracht werden. So gibt es vordergründig Interviews mit Bands und Musiker*innen (Maggot Heart, Winds of Genocide) sowie Artikel von und über Frauen*, Queers und Trans*Menschen aus der Metal-Szene. Doch das Sycamore Kollektiv will nicht nur Fanzine sein. Das seit Mai 2017 gestartete internationale Netzwerk soll weiter wachsen und will in Zukunft auch eigene Veranstaltungen organisieren sowie eine Datenbank ins Leben rufen, in denen Frauen*/ queere Musiker*innen erfasst werden. 

Nun sind die hier angesprochenen Probleme sicher nicht das negative Alleinstellungsmerkmal der Metal-Szene. Schon die Riot Grrrls Anfang der 90er Jahre prangerten diese Themen im Punk und Hardcore an. Und auch female: pressure (Fokus: Techno/ elektronische Musik) arbeitet seit gut 20 Jahren an dem Abbau sexistischer Strukturen in der Musikindustrie durch Awareness Kampagnen, wie den VISIBILTY Blog sowie durch Festivals, Parties, Booking und eine eigene DJ/ Musiker*innen- Datenbank. 

Dennoch: Die Macher*innen des Sycamore- Zines schaffen hiermit einen ersten wichtigen Aufschlag, um die Sichtbarkeit von Frauen*, Queers und Trans* Menschen im Metal herzustellen, ihnen eine Plattform für ihre Meinungen und Veränderungswünsche zu bieten und um in die eigene Szene und ihre blinden Flecken hineinzuwirken. 

Fazit

Ein sehr politisches Zine, das fast alles richtig macht und von dem wir in Zukunft hoffentlich noch mehr lesen werden. Für das nächste Ausgabe wäre es aus meiner Sicht jedoch wünschenswert, mehr of Color-Perspektiven zu integrieren. Ein Anspruch, dem die erste Ausgabe leider nur bedingt gerecht wird. 

Das Sycamore- Kollektiv sucht übrigens noch nach Mitstreiter*innen.

Bei Interesse meldet euch gerne hier:

Facebook 

Email

Mehr Infos zum International Zine Month (IZM) sind hier zu finden.

Giuseppina 

Projektleitung „Diversity Box“

Diversity Box goes Sachsen-Anhalt

Projekttage zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt am Philanthropinum Gymnasium in Dessau

Am 30. und 31.01.2018 Januar hatten wir mit unserem Projekt  „Diversity Box“ die Möglichkeit nach Dessau zu fahren, um dort mit Schüler*innen der 9. Klassen des Philanthropinum Gymnasiums zwei gemeinsame Projekttage zu gestalten.
Die Schüler*innen konnten zusammen mit unseren Diversity Box-Teamer*innen und Szeneexpert*innen im Video-, Rap-, Fotografie- und Comic-Workshop eigene Meinungen und Ideen zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt entwickeln und kreativ umsetzen.

Im Fotografie-Workshop wurden Geschlechterrollen und-stereotype aufgebrochen und irritiert. Dabei entstanden die Fotostrecken: „Der Winkel macht den Unterschied“, „ Break the Genderrules!“, „Klischees? Schon längst veraltet!“, „Andersrum ist nicht verkehrt“, „Show yourself, don’t be afraid“ und „Kleider machen (Mädchen) Leute“.

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Im Comic-Workshop entstand das Comic „City of Love“. Darin konnten die Schüler*innen eine eigene queere Liebesgeschichte in Zeichnungen und Text umzusetzen, die sich mit gleichgeschlechtlicher Liebe, Diskriminierung und Akzeptanz auseinandersetzt.

Der Kurzfilm „Who do you see in the mirror“ des Video-Workshops behandelt die Themen Geschlechterrrollen, Trans* Identität, Anerkennung von Vielfalt und Zusammenhalt in der Schule.Hier konnten die Schüler*innen entweder hinter der Kamera, u.A.  als Regisseur*in oder Kameraassistent*in stehen oder vor der Kamera als Schauspieler*innen agieren.

Im Rap-Workshop wurden viele Methoden des kreativen Schreibens ausprobiert und die Jugendlichen konnten ihre eigene Eindrücke und Erfahrungen zu den Aspekten Geschlecht, Identität und  Vielfalt in Rap-Texte transportieren. Die Teamer*innen stellten dafür Sprechgesangtechniken und eigene Rapsongs vor.

Die Projekttage in Dessau wurden durch die Förderung des LUSH-Charity Pot ermöglicht, wofür wir uns an dieser Stelle nochmal herzlich bedanken.

Mehr zum Projekt unter http://www.diversitybox.jugendkulturen.de

oder in diesem Clip

Euer Diversity Box-Team

Giuseppina, Saskia und Vicky

Soziale Medien und Diskriminierung

Für die Veranstaltung am 07. Dezember 2017 freuen wir uns sehr Tarik Tesfu („Tariks Genderkrise“, „Jäger& Sammler“/ Funk) als Referenten gewonnen zu haben. Es geht an diesem Fortbildungstag „Hate me Baby one more Time“ um Soziale Medien und Diskriminierungsformen und das Aufzeigen von Handlungsmöglichkeiten gegen Hate Speech zu Gender und Homo-und Transfeindlickeit im Netz.

Multiplikator*innen aus verschiedenen Bereichen, wie der Jugend-,Bildungs- und Sozialarbeit soll der Bildungstag eine Fortbildungsmöglichkeit bieten, um sich über Hate Speech und neue Formen der Ausgrenzung und Abwertung im Social Media Bereich zu informieren und sich über Handlungsmöglichkeiten dazu auszutauschen.

Referent*:
Tarik Tesfu. Tarik Tesfu betreibt seit 2015 einen eigenen YouTube-Kanal. „Tariks Genderkrise“ und ist zudem bei dem Online-Medienangebot „Funk“ der öffentlich rechtlichen Sender bei dem Format „Jäger&Sammler“ aktiv. Tarik Tesfu widmet sich aktuellen politischen und gesellschaftsrelevanten Themen in seinen Videos und kritisiert auf unterhaltsame Weise Rassismus, Rechtspopulismus oder Heteronormativität.

Teilnahmegebühr: 4,40 Euro

Die Veranstaltung ist offen für alle Interessierten.

Wir bitten um verbindliche Anmeldung bis zum 25.11.2017 bei saskia.vinueza@jugendkulturen.de

Die Teilnehmer*innenzahl ist auf 15 Personen begrenzt.

Hinweis:

Da wir nur 15 Teilnehmenden die Möglichkeit geben können die Fortbildung wahrzunehmen, möchten wir darauf hinweisen, dass die Anmeldung verpflichtend zu verstehen ist. Falls Sie verhindert sind, bitten wir darum mindestens 4 Tage vorher abzusagen, damit andere Interessierte nachrücken können.

Für einen Imbiss (vegetarisch/vegan) wird gesorgt.
Der Veranstaltungort ist barrierearm.

Eine Förderung ist bei der BpB beantragt.

„Wer war eigentlich Lili Elbe?“- Projektwoche zu LSBTI*-Identitäten in Berlin damals und heute

Eine Frage, die sich die Schüler*innen des Hermann-Hesse Gymnasiums während der Projektwoche „Auf den Spuren von Lili Elbe-LSBTI* Identitäten in Berlin damals und heute“ vom 10. bis 14. Juli 2017 gemeinsam mit dem Projekt „Diversity Box“ des Archiv der Jugendkulturen e.V. gestellt haben.

Es wurde eigenständig recherchiert und zudem bei der Expertin Niki Trauthwein des Lili Elbe Archivs nachgefragt. Sie gab den Schüler*innen in einem Vortrag Einblicke in die Vielfalt Berlins in den 1920er und beginnenden 1930er Jahre. Niki Trauthwein berichtete von Orten, wie dem Eldorado, einem beliebten Lokal für Schwule und Lesben in Berlin, vom Institut für Sexualwissenschaften sowie dem Forscher Magnus Hirschfeld, einem zentralen Vorreiterr in der Forschung zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, der selbst auch als Aktivist für die Gleichstellung von LSBTIQ*-Menschen von Bedeutung war.

Lili Elbe, eine dänische Inter*person suchte ärztlichen Rat bei Magnus Hirschfeld in Berlin im Jahr 1930, da die Forschung zu Trans*-und Inter*geschlechtlichkeit am Institut für Sexualwissenschaften, vor allem von Magnus Hirschfeld mit vorangetrieben wurde.

Mit diesen Informationen im Gepäck erforschten die Schüler*innen gemeinsam mit Diversity Box-Teamer*innen in zwei parallel gelaufenen Workshops, Video und Comic,  weitere Aspekte der Vielfalt, Akzeptanz und Sichtbarkeit queerer Menschen in Berlin damals und untersuchten Parallelen sowie Unterschiede zum Leben queerer Menschen heute in Berlin.

Die Schüler*innen im Video Workshop entschieden sich in der Kreativphase der Projektwoche für eine spannende Symbiose von Realität und Fiktion. Zuerst ging die Reise zurück ins Berlin der 1920er Jahre. Ein Abend im Lokal „Eldorado“ wurde im Stummfilm-Stil umgesetzt, die Schüler*innen konstümierten sich und versetzten sich in queere Menschen der damaligen Zeit.

Danach ging es an aktuelle Orte queerer Vielfalt in Berlin, wie den Nollendorfplatz in Schöneberg und in den Südblock am Kottbusser Tor in Kreuzberg.

Die Schüler*innen filmten und interviewten dabei Tülin Duman, die Geschäftsführerin des Südblocks sowie den Inhaber der queeren Buchhandlung Eisenherz am Nollendorfplatz. Heraus kam ein von den Schüler*innen selbst gestalteter 15-minütiger Film zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, der den Bogen zwischen dem Berlin damals und heute spannt.

Im Comic-Workshop entstand das Comicheft „Auf ins Gute“, in dem die Schüler*innen Zeichnungen und Texte zu einer Geschichte über gleichgeschlechtliche Liebe, Diskriminierung und Akzeptanz formten. Hauptprotagonistinnen der Geschichte sind zwei Mädchen, die sich über die gemeinsame Recherche zum Leben von Lili Elbe und dem Berlin der 20er und 30er Jahre, näher kommen und schließlich in einander verlieben.  In ihrer Heimatstadt Nürnberg stößt ihre Liebe auf viel Widerstand, weshalb sie sich entscheiden gemeinsam nach  Berlin zu gehen, wo sie auf eine offenere Gesellschaft hoffen und die vielfältige queere Szene kennenlernen wollen:  Ihr „Umzug ins Gute“.

 

Ein Dank geht an alle Projektbeteiligten: Den Schüler*innen des Hermann-Hesse Gymnasiums, den Lehrer*innen Fernando da Ponte, Andreas Beck und Sandra Christall, den Teamer*innen Sanni Cabral, Nina Kunz, Lili Loge, Tine Fetz und den Projektmitarbeiter*innen Saskia Vinueza und Vicky Kindl.

Gefördert wurde diese Projektwoche „Auf den Spuren von Lili Elbe-LSBTI*-Identitäten in Berlin damals und heute“  von der LPB Berlin, der unser herzlicher Dank gilt.

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