Fundstücke aus dem Archiv: Hörer*innenpost an Monika Dietl

Diese Fundstücke hatten wir vor ein paar Wochen schon bei Facebook präsentiert, jetzt zeigen wir sie hier noch einmal, inklusive von ein paar weiteren Bildern:

Hörer*innenpost an Monika Dietl bzw. ihre Sendungen „S-F-Beat“ bei SFB 2 und „The Big Beat“ bei Radio 4U (dem kurzlebigen Jugendsender des SFB) von Ende der 1980er bis Anfang der 1990er Jahre. Monika Dietl war in den späten 80ern die erste Berliner Radiomoderatorin, die in ihren Sendungen auch House und Techno spielte und damit viele spätere DJs und Raver*innen zum ersten Mal in Kontakt mit dieser neuen Musik brachte. Für nicht wenige waren die Sendungen von „Moni D.“ die wichtigste Informationsquelle überhaupt, da es nicht gerade leicht war, an die Platten ranzukommen und zu erfahren, was es da eigentlich gerade alles so gibt. Die Playlists der Sendungen konnten sich die Hörer*innen auf Anfrage sogar zuschicken lassen. Dazu gab’s Hintergrundinformationen, Interviews mit den Künstler*innen und – auch ganz wichtig – Infos über die neusten Clubs und kommenden Partys.

Auch im Osten der Stadt wurde SFB gehört und auf Partys liefen Tapes mit Zusammenstellungen von Tracks aus Monika Dietls Sendungen. Die Fans aus dem Ostteil der Stadt waren also schon gut informiert darüber, was im Westen passierte. Der Legende nach parkten deshalb zur Überraschung der West-Berliner*innen schon direkt nach dem Mauerfall die ersten Trabbis vor dem UFO (dem ersten „Acid-House-Club“ Berlins).

Die Briefe drehen sich z.B. um die aktuellen Clubs und wichtigsten Plattenläden: Welche sind cool? Welche nicht? Wo gibt’s die neusten Maxis? Und wie schafft man es, im Plattenladen Hard Wax netter behandelt zu werden? Dazu Einsendungen zu Verlosungen, z.B. von Gästelistenplätzen. Viele liebevoll gestaltete Briefe und Postkarten sind dabei. Das Konvolut ist ein eindrückliches Zeugnis der frühen Technoszene und erzählt von der Bedeutung des Radios in der Zeit vor dem Internet.

PS: Übrigens gibt es in unserer Sammlung auch ein paar Mitschnitte von S-F-Beat und The Big Beat zum Nachhören. Der Bestand an Hörer*innenbriefen konnte im Rahmen einer Förderung durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa aufgearbeitet werden.

Daniel Schneider

BITTE LEBN – Urbane Kunst und Subkultur in Berlin 2003-2021

Reclaim Your City
BITTE LEBN – Urbane Kunst und Subkultur in Berlin 2003–2021
Assoziation A 2022
480 Seiten
38,00 €

Was für ein Wälzer! Mit „BITTE LEBN – Urbane Kunst und Subkultur in Berlin 2003-2021“ hat das Reclaim-Your-City-Kollektiv einen fast 500 Seiten starken Band über Berliner Urban Art, Clubkultur und die Recht-auf-Stadt-Bewegung vorgelegt, der an dieser Stelle nur wärmstens empfohlen werden kann. Bebildert mit einer riesigen Menge an Fotos und illustriert mit einer Reihe an Karten, dokumentiert das Buch die Aktivitäten der Szenen seit Beginn der 2000er Jahre und zeigt, wie sehr sie das kulturelle Leben und die sozialen Proteste Berlins mitgeprägt haben. Ein Ausgangspunkt ist die Street-Art-Ausstellung Backjumps von 2003, die neue Formen von Kunst im öffentlichen Raum in Berlin populär gemacht hat. In dieser Zeit begannen auch Kollektive zunehmend unangemeldete Partys in Parks, auf Brachen oder leerstehenden Räumen zu veranstalten und etablierten alternative Formen der Clubkultur in Berlin. Und auch die Proteste gegen den Ausverkauf der Stadt nahmen in den 2000er Jahren zu, beispielsweise mit den Protesten gegen die Privatisierung des Spreeufers in Friedrichshain-Kreuzberg unter dem Motto „Mediaspree versenken“ sowie den später folgenden Mietenprotesten. Immer geht es um nicht-kommerzielle Kultur und das Schaffen und Bewahren von Freiräumen, um eine lebenswerte Stadt für alle. Zugleich können diese Aktivitäten aber auch dem Stadtmarketing in die Hände spielen und gelten als „weiche Standortfaktoren“, sie können Verdrängung und Verteuerung beschleunigen. All diese Themen werden in „BITTE LEBN“ behandelt und machen das Buch zu einer beeindruckenden Dokumentation der letzten 20 Jahre Berliner Subkultur und ihren überregionalen und internationalen Netzwerken.

Malaktionen von 1UP, ÜF und Paradox an einem Haus am Hermannplatz
Aus Protest gegen die Räumung der Kreuzberger Cuvry-Brache und den Investor, der das Gelände gekauft hat, werden die Wandbilder mit Einverständnis des Künstlers Blu übermalt.
Um neue Orte für Kunst und Partys zu finden, wird die Stadt erkundet.
Die Räuberhöhle auf dem Fusion-Festival (oben) und der Club Mensch Meier (unten).
Eine ganze Reihe an Karten verorten die Aktivitäten der Künstler*innen und Aktivist*innen, die Clubs und Hausprojekte in der Stadt.

Erhältlich ist das Buch im Buchhandel und bei Hitzerot. Bei uns im Archiv sind außerdem vielfältige Materialien aus den im Buch thematisierten Kontexten gesammelt.

Daniel Schneider

Fundstücke aus dem Archiv: Unterlagen aus dem Georg-von-Rauch-Haus

Unser Blog soll ja lebendiger werden, deshalb veröffentlichen wir hier ab jetzt auch unregelmäßig Beiträge über Fundstücke aus unserer Sammlung. Den Anfang machen Dokumente aus der Anfangszeit der Berliner Hausbesetzungs- und Jugendzentrumsbewegung: ein Bestand an Unterlagen aus dem Georg-von-Rauch-Haus in Kreuzberg, vorgestellt von unserer Praktikantin Laura Stoppkotte.

Anfang der 1970er gab es laut Schätzungen des Senats rund 1.200 Treber*innen in Westberlin, die unter 14 Jahre alt waren. Das waren Kinder und Jugendliche, die aus den damals sehr autoritär strukturierten Erziehungsheimen oder aus den problematischen Verhältnissen von zuhause abgehauen waren. Sie wurden meist von der Polizei gesucht, die sie sofort zurück ins Heim steckte, und hatten so keine Chance auf einen Schul- oder Ausbildungsplatz. Darum bildeten sich Gruppen, die sich der Probleme der Treber*innen annahmen. Am 2. Juli 1971 wurde ein Fabrikgelände in Kreuzberg besetzt, wo der Jugendzentrum e.V. einzog. Ein halbes Jahr später, am 8. Dezember 1971, wurde das nahegelegene Martha-Maria-Haus des ehemaligen Bethanien-Krankenhauses besetzt und über 60 Treber*innen, Lehrlinge und Jungarbeiter*innen zogen in das in „Georg-von-Rauch-Haus“ umbenannte Gebäude ein.

Im Rauch-Haus-Bestand lassen sich auch einige Unterlagen anderer Projekte der Jugendarbeit finden. Zum Beispiel eine Selbstdokumentation der Trebebambule, einem Projekt des SSB e.V. (Sozialpädagogische Sondermaßnahmen Berlin). Die Trebebambule bildete Wohngruppen, in denen 3-5 Jugendliche mit ebenso vielen Erwachsenen in einer Wohngruppe lebten und sie unterstützen, sodass sie größtenteils selbstbestimmt leben konnten. Sie stellte Trebeausweise für die Jugendlichen aus, damit sie die Zugehörigkeit zu der Gruppe nachweisen konnten.

In dem Bestand findet sich auch eine Selbstdokumentation des Tommy-Weisbecker-Haus (ebenfalls SSB e.V.) mit einem kleinen Comic zur Entstehung des Wohnprojektes. Dafür wurde nämlich im Februar 1973 zu Verhandlungszwecken zwei Wochen lang das Drugstore besetzt. Als Ergebnis wurde ein erster Mietvertrag bis Ende 1973 abgeschlossen.

Der Senat hat immer wieder Gründe gesucht um das Rauchhaus und Tommyhaus räumen zu lassen – beide Projekte existieren aber bis heute an ihren ursprünglichen Orten. Anders ist die Situation des selbstverwalteten Jugendzentrums Drugstore (auch SSB e.V.). Das Drugstore ist weiterhin auf der Suche nach geeignten neuen Räumen, seitdem es Ende 2018 seine Räume in der Potsdamer Straße 180 räumen musste, wo es seit 1972 sein Zuhause hatte.

Auf dem Klo habe ich noch nie einen Schwan gesehen

Conne Island (Hg.)
Auf dem Klo habe ich noch nie einen Schwan gesehen. Erinnerungen aus 30 Jahren Conne Island
Verbrecher Verlag 2021
280 Seiten
20 Euro

Das linke Zentrum Conne Island existierte 2021 in Leipzig seit 30 Jahren. In diesem größten, und vermutlich wichtigsten linken Ort in der Stadt, wenn nicht in ganz Sachsen, haben sich in diesem Zeitraum hunderte von Personen engagiert, im Moment sollen es 150 sein. Dieses Buch versucht anhand von 20 persönlichen, auf Interviews beruhenden Geschichten, deren Vielfalt an Motivationen, Zugängen und Perspektiven abzubilden.

Die Leser*innen erwartet in den Texten ein breites Spektrum an Erfahrungen und Hintergründen. Erlebten einige noch das Punk-Sein in der DDR vor 1989, wurde andere in diesem Zeitraum erst in der westdeutschen Provinz geboren und zogen erst sehr viel später nach Leipzig. Andere sind von der jahrelangen Nutzung und Gestaltung des Skate-Parks auf dem Gelände geprägt, wieder andere berichten von den ausdifferenzierten, aber oft umso schärfer mündlich und schriftlich ausgetragenen politischen Debatten (Stichwort: «Antideutsche»). Das Buch erzählt von den Anfangszeiten des «Conne Island» in den 90ern, als den Nazis auch mal «einen auf den Gong gegeben» wurde, wenn diese das Zentrum angriffen – oder wie es sich anfühlt, als einzige Schwarze auf einem Hardcore-Konzert zu sein. Eine DJ erzählt, dass sie ohne das Conne Island nie auf die Idee gekommen wäre, selbst aufzulegen, und was das mit aktuellem Feminismus zu tun hat; oder eine politische Aktivistin, warum sie dem Ort den Rücken gekehrt hat.

Es ist also kein objektiver Überblick. Das Buch zeichnet aus persönlicher Sicht Debatten und Diskussionen der letzten Jahre fragmentarisch nach, und blickt damit auf subkulturelle und linksradikale Lebensläufe und Prägungen in Ost- und Westdeutschland. es möchte auch den vieldiskutierten Dialog zwischen den Generationen anregen und fördern. Immer wieder kommt auch die sich wandelnde Rolle und kleiner werdende Bedeutung des Zentrums für den Stadtteil Connewitz und Leipzig insgesamt in den Blick. Die nicht zuletzt daherkommt, dass es nun, im Unterschied zu den 1990ern, viele andere Orte für Politik und Subkultur in Leipzig gibt.

Eher zwischen den Zeilen ist auch von Burnout zu lesen, und davon, dass viele qua Alter auch aus der von ihnen lange ausgefüllten Rolle oder gar dem Ort insgesamt herauswachsen.

Ein spannendes Buch, dem allerdings einige analytische Gedanken, etwa zur Aufwertung von Leipzig, gut getan hätten. 2011 erschien im Verbrecher Verlag mit 20 YRS. Noch lange nicht Geschichte bereits ein erster, mittlerweile vergriffener Band zum 20. Jubiläum des «Conne Island».

Bernd Hüttner

Unser 2021 Recap

Ein ereignisreiches und zum Teil auch kräfteraubendes Jahr 2021 liegt hinter uns. Nicht nur durch die anhaltende Pandemie mussten wir in unserer Bibliotheks- und Archivarbeit 2021 weiterhin Abstriche machen. Auch auslaufende Projekte und eine große Mietlücke in 2022 machten das vergangene Jahr zu einer turbulenten Achterbahnfahrt.

Hier der Rückblick für Archiv und Bibliothek:

Digitalisierung von Archivgut

Zum Bestandsschutz für besonders empfindliche oder schon beschädigte Materialien wurden rund 8000 Seiten Material (vor allem Science-Fiction-Zines der 50er und 60er Jahre, aber auch Konzertplakate und Fotos aus der frühen Berliner Technoszene) aus unserem Bestand digitalisiert. Diese können zukünftig an unserem digitalen Lesesaal genutzt werden.

Digitaler Leseplatz in der Bibliothek

Dank einer Förderung des Deutschen Bibliotheksverbandes im Rahmen des Förderprogramms “WissensWandel” konnten wir endlich den digitalen Leseplatz in unserer Bibliothek einrichten. Dort können Nutzer*innen von nun an die oben genannten Digitalisate einsehen. Und zu hören gibt es auch was – nämlich Musikaufnahmen von Bands, die in den 1980er Jahren am Westberliner Senatsrockwettbewerb teilgenommen haben.

Wir in der ZDB

Seit diesem Jahr sind wir auch mit mehr als 2.200 unserer Zeitschriften- und Fanzine-Titel (Punk- oder Science-Fiction-Fanzines sowie ausländische Musikzeitschriften) in der ZDB, der Zeitschriftendatenbank der Staats- und Nationalbibliothek, vertreten. Schaut mal vorbei: https://zdb-katalog.de

Nachlässe zur Westberliner Pop- und Rockgeschichte gesichert und aufbereitet

Nachlässe zu sichern ist eine der zentralen Aufgaben von Archiven und auch wir haben uns in 2021 mit großem Einsatz  dafür eingesetzt Nachlässe vor dem Müll zu bewahren. In 2021 konnte der außergewöhnliche Nachlass von Lord Knud, der rund 50 Jahre Berliner Popgeschichte abdeckt, von uns gesichtet und archivgerecht umgepackt werden. Enthalten sind darin viele Zeugnisse aus Lord Knuds ereignisreichem Leben von seiner Zeit bei „The Lords“ bis zu seinen Aktivitäten in der Technoszene.

Auch der Nachlass von Bernd M. Radowicz, der neben vielen Büchern zur (West-) Berliner Rockgeschichte, raren Sounds- Ausgaben (vor allem frühe 70er Jahre Ausgaben komplettieren nun unsere Sammlung), auch unzählige Fotografien, Poster, Eintrittskarten, Tonträger und Korrespondenz über das Berliner Rock- und Poparchiv beinhaltet, konnte von uns in 2021 gerettet werden.

Teilprojekt „To Be Seen“ eine intersektionale Intervention in unserem Archiv

Unsere Kolleginnen Lisa und Giuseppina haben sich im 1. Halbjahr 2021 intensiv mit der Neustrukturierung eines unserer gefragtesten Zine-Bestände beschäftigt: Den Zines aus unserem Bereich Queerfeminismus. Ziel des Teilprojekts: Marginalisierte Communities und ihre Kämpfe in unserer Sammlung sichtbar, auffindbar und besser zugänglich zu machen. Das Zine zum Projekt mit unseren neuen Kategorien gibt es auch zum Nachlesen. Kostenlos bestellbar oder im Kauf mit eigenen Zines unter: bibliothek@jugendkulturen.de

Abschlussbroschüre

Zum Abschluss des Projekts „Pop- und Subkulturarchiv International“ wurde eine Broschüre über unsere Bibliothek und Sammlung veröffentlicht. Dort finden sich viele Infos rund um unseren einzigartigen Bestand. Zu welchen Themen gibt es bei uns Bücher und Fanzines? Welche Arten von Videos findet ihr in unserer Sammlung und welche digitalen Materialien haben wir archiviert? Die Broschüre auf Deutsch und Englisch könnt ihr kostenlos bei uns bestellen unter: bibliothek@jugendkulturen.de

Unsere Situation in Bibliothek und Archiv seit September 2021

2021 war leider auch ein Jahr zahlreicher Abschiede von Kolleg*innen aus unserem Bibliotheks- und Archivbereich. Seit September 2021 können wir dadurch keine Fachkraft mehr für die Bibliothek bezahlen. Mit Daniel Schneider und Pascal Paterna sind uns jedoch zwei Kollegen aus dem Projekt „Pop- und Subkulturarchiv International“ auf ehrenamtlicher Basis erhalten geblieben. Durch ihr Engagement können wir seitdem immerhin einmal die Woche unseren Bibliotheksdienst anbieten. Zum Ende des Jahres erreichten uns dann noch zwei Hoffnung machende Nachrichten. Durch zwei größere Finanzspritzen haben wir nun gute Chancen unsere Mietkosten für das Jahr 2022 abzudecken. Darüber hinaus kann auch die inhaltliche Archivarbeit für einige Monate weitergeführt werden. Mehr dazu bald an dieser Stelle. 

Kooperationen, Konferenzen und Spendenaktionen

Natürlich gab es noch viel mehr an tollen Aktivitäten in 2021. U.a. die Kooperation mit dem Mensch Meier und Transmission.net im Rahmen der vierteiligen Veranstaltungsreihe Emergent Bass (die auch in 2022 weitergeführt wird), es gab große Buchpaket-Spenden für unsere Bibliothek vom riva Verlag in München sowie dem Mainzer Ventil Verlag, einige Spendenaktionen für uns aus unserem Netzwerk sowie Archiv- Präsentationen bei internationalen Konferenzen und Zinefesten und viele weitere Begegnungen in 2021, die uns dieses schwierige Jahr versüßt haben.

Wir freuen uns auch in 2022 vor allem Austausch und Kooperationen. Falls ihr Ideen habt, die ihr gerne mit uns gemeinsam verwirklichen wollt, dann meldet euch gerne unter archiv@jugendkulturen.de

Und wenn ihr für uns spenden möchtet, dann könnt ihr das weiterhin auf betterplace tun. Wir brauchen auch weiterhin eure Unterstützung um unser einzigartiges Archiv abzusichern!

In an era of failure…“The Nowhere Inn“(Filmreview)

In an era of failure…is there a better catch phrase to fully embrace and celebrate year three of this global pandemic? I don’t think so.

But first things first. It’s been really quiet around here with reviews of all kinds. We promise you to do better this year and be more active on our blog sharing with you what books we have read and what films we have watched over the last couple of months. Last year I was really looking forward to go see „The Nowhere Inn“ starring Annie Clark and Carrie Brownstein playing…kind of…themselves…in a way. But with the pandemic taking over in 2020 and 2021 the release in germany got postponed and when it finally premiered in Berlin I missed the one time opportunity to see it on a big screen. Bad luck as always.

But now I finally managed to watch it and despite all the mixed or let’s be honest mostly bad reviews, I really enjoyed watching it. Not so much for the plot and its twists but more because it resonantes so much with the state of mind I’m in right now, I guess. It’s empowering in a weird way with the film being more or less a tale about being less afraid of showing who we truly are or going down the path of a lynchian nightmare with our fake identities and lives.

So here’s the trailer for you to find out more about what I’m gonna talk about in the next section:

I wanted people to really know who I am vs. I wanna be in control of the narrative

That’s what Annie Clark (better known under her moniker St. Vincent, which the film is hilariously is making fun of, too) wants from the documentary abouth herself directed by her best friend Carrie Brownstein (called „CB“ by Annie Clarke during the film, which is kind of cute because I truly think that’s how she calles her in real life). Carrie Brownstein instead wants to make a captivating documentary and pushes Annie Clark to be more like her on stage persona St. Vincent because all the recorded off stage footage is more or less basic or boring stuff people do while being on tour.

So the first half of the film plays with a lot of tropes, like the genre of music documentaries, the life of a supposedly glamorous rockstar, the power dynamics in relationsships, the artistic ego and the blurry lines between fiction and reality. The second half switches into a more twin peak_ish plot and Annie Clark transforms into someone she thinks the audience (or better her friend CB) wants to see in the documentary. She then completely takes over the narrative by staging gay kinky sex with a rising filmstar (Dakota Johnson everyone), a break up scene on camera and a fake family gathering.

In an era of failure

I’m not going to make an effort to interpret „The Nowhere Inn“ from a critics point of view cause I’m not one. I really love watching music documentaries when the artist is involved in the process and in this case I’m thrilled that instead of a more or less predictable music documentary this weirdly entertaining behind the scenes meta thingy came to life. After watching it the most profound aspect of the film to me is its focus on friendship or intense lifelong relationships in general and the dangers of falling out with the ones you love. The friendship chemistry betweeen Annie Clark and Carrie Brownstein is defintely what kept me watching it to the (bitter?!) end since I’m myself going through a heavy friendship break up at this very moment. In the beginning their friendship is depicted as supportive, nurturing, honest and affective. They truly trust each other, let each other in and that’s what also makes them emotionally vulnerable, especially Annie Clark in this case. Throughout the intensifiying micro aggressions coming from CB during the shooting she’s so amazingly chill and down to earth, totally at peace with being boring in „real life“…cause she truly believes that the music, her art, will speak for itself to make the documentary interesting, right? Well, not quite. Cause the ambition of Carrie Brownstein to be a high achiever and to finally have her breaktrough as a film director (mostly to meet her fathers expectation) puts heavy weight on the filming process and a lot of pressure on their friendship as well. The fun is gone, the tension rises and the alienation between them is undeniable.

To me that shows that no matter how famous we become, we continue to struggle with the expectations people close and important to us are putting on us. These social forces as well as cultural expectations in a capitalist society challenge our relationships with one another in a very profound way. And when the doubt crawls in it can have severe effects on our own state of mind, our mental health and the way we perceive the world.

There is this one scene in „The Nowhere Inn“ that made me write this review in the first place. Underlying the complex challenges all of us face, rockstar and fame aside: Carrie and Annie go for a walk or on a hike and this honest talk between these to exceptional artists developes where CB admits that she thinks she is in an era of failure, that she’s out of tune with what people like (the scary Zeitgeist everone). Could also be a side kick commentary to all the harsh critics that the Sleater-Kinney Album „The Center won’t hold“ recieved, produced by Annie Clarke. But more in general: in the end we all wanna be liked or sometimes also admired for what we do to give our life and actions purpose and meaning. But can there also be room for failure as a healthy indicator for growth and reaching out to one another to establish real connections while we are let to be believe success and overachieving is the key to happyness?

In the end I honestly don’t know where to put „The Nowhere Inn“. Which to me is a good sign. The genre mokumentary in generall sounds odd to me. I just loved watching one of my favourite artists Carrie Brownstein on screen, interacting with one of her closests friend trying to give a more philosophical behind the scenes picture of fame and the complex struggle to be your true self with all the expectations society puts on us.

Maybe I got it all wrong. But one thing is for sure in the end. The title song would have been a perfect fit for a Roadhouse_ish perfomance in a Twin Peaks episode:

„Here in the Nowhere Inn where nothing and no one wins…Here in the Nowhere Inn always a labyrinth“

Review by Giuseppina Lettieri

Hilf uns zu bleiben

Unser letztes verrücktes und kräfteraubendes halbes Jahr knapp zusammenzugefasst in einer Slideshow. Worum es geht?

Um nichts weniger als den Erhalt unseres einzigartigen Archivs!

Wie unsere aktuelle finanzielle Situation aussieht und sich auf unsere Arbeit auswirkt? Könnt ihr hier nachlesen👇

Ein Recap:
Mit all den Verlusten, fachlich und menschlich, die wir dieses Jahr verkraften mussten. Mit all den Anstrengungen, mental und körperlich, die wir als geschrumpftes Team seitdem geleistet haben. Wir sind noch enger zusammengewachsen durch die Krise. Es ist nicht unsere erste Krise und wird wahrscheinlich auch nicht unsere letzte sein. Aber ehrlich, nach gut 10 Jahren in diesem Krisenmodus auch Mal: wir sind ziemlich oft am Ende unserer Kräfte. Das ist das Schicksal vieler freier Archive. Unsere Arbeit erfährt oft zu wenig gesellschaftliche und politische Anerkennung.

Ein Ausblick:
Dennoch sieht es für 2023 endlich etwas besser aus, da wir dann immerhin eine Teilfinanzierung zugesichert bekommen. Also heißt es 2022 zu überstehen. Und krass, wie wir die Prognose von Januar auf Juni 2022 jetzt schon drehen konnten. Also, dass wir es bis Juni 2022 (Stand heute) schaffen mit den Mietzahlungen.

Ein großer Dank:

Wir haben das auch den vielen Spender*innen hier zu verdanken. Daher noch einmal helft uns noch ein bisschen weiter auf dem Weg. Mit deiner Spende an einem der Adventssonntagen hilfst du uns noch mehr:

Hier gehts zur unserer Spendenkampagne: https://www.betterplace.org/de/projects/4563-unterstuetze-das-archiv-der-jugendkulturen

40 Jahre – Jubiläum der Hansa 48 in Kiel

Verein Hansastraße 48 e.V. (Hrsg.)
Hansa 48 seit 1981 – Aus den ersten 40 Jahren
bearbeitet von Hansjörg Buss und Andreas Langmaack
Hansa 48 2021
286 Seiten, gebunden
15 EUR

In diesem Jahr feiert das Kommunikationszentrum »Hansa 48« in Kiel 40 Jahre Selbstverwaltung. Am 27. März 1981 begann die Besetzung, die sich gegen den drohenden Abriss des ehemaligen Gewerbe- und Brauereigeländes in der Hansastraße 48 richtete. Bereits seit 1974 wohnten Menschen in einigen Wohnungen auf dem Gelände im Kieler Norden. 1979 kaufte es dann eine Wohnungsbaugenossenschaft das Gelände – das war der Startschuss für Proteste und  Verhandlungen. Überraschenderweise war die Wohnungsbaugenossenschaft sehr kooperativ und verkaufte Ende 1982 wiederum das Gelände an den Verein der Besetzer*innen.

Diese führten – nun auf sicherer Grundlage – das fort, was sie bereits machten bzw. als Ideal verfolgten: Gemeinsames Wohnen, Arbeiten in alternativen Betrieben und politische Projekte. Bis heute wird renoviert, saniert und gebaut – und letztlich, in der Rückschau, damit auch »aufgewertet«. Im Laufe der Jahre gab es ein Kneipenkollektiv und eine Fahrradselbsthilfewerkstatt, eine Druckerei, den Hansafilmpalast (ein Programmkino), einen Kinderladen, eine Arbeitsloseninitiative (bis zur Einführung von Hartz IV), einen Infoladen und eine Autoschrauberwerkstatt. Teilweise existieren die Projekte immer noch, einige sind an andere Orte umgezogen.

Die voluminöse Festschrift zum 40. Geburtstag stellt die einzelnen Bereiche und deren Entwicklung, wie auch einige BewohnerInnen vor, bettet das Projekt in die Geschichte Kiels ein, und schildert vor allem die Anfangsjahre sehr ausführlich. Sie verschweigt auch nicht, dass die Hansa 48 damals zur »Verhandlerfraktion« gehörte, und die politischen Ambitionen ab Mitte der 1990er doch deutlich nachließen und zum Beispiel nicht mehr zu Demonstrationen aufgerufen wurde. Das Kulturzentrum samt Kneipe und Veranstaltungsprogramm ist damals wie heute das Herz des Projektes; und es gibt von Anfang an auch bezahlte Stellen in den auf dem Gelände angesiedelten Betrieben und Vereinen.

Die beiden Autoren, Jahrgang 1971 und 1983, haben Fotos und Faksimiles zusammengetragen sowie Interviews mit Angehörigen verschiedener Generationen geführt. Unterstützt wurden sie dabei von  Jan-Hinnerk Witmershaus (geboren 1985), der in der Hansa 48 arbeitet. So ist ein buntes historisches Panorama über einen Ort entstanden, wie er damals in vielen Städten entstanden ist und heute, als meist relativ etablierte soziokulturelle Zentren, immer noch bestehen.

Bernd Hüttner

„Gästepost Nr.1“ #IZM2021

Wir sprechen eine Triggerwarnung für diese Rezension aus, da in dem besprochenen Zine eine rassistische und sexistische Sci-Fi- Geschichte vorkommt.

Eigentlich wollten wir euch zum Ausklang des IZM2021 noch ein Zine of the Day empfehlen. Das können wir in der sonst üblichen Form an dieser Stelle aber nicht tun. Die entstandene Rezension muss kontextualisiert werden, da sich in dem Zine ein Text befindet, von dem wir uns inhaltlich klar distanzieren.  Wir nehmen jedoch diese Gelegenheit zum Anlass, euch Einblicke in unsere internen Diskussionen und Positionierungen im AdJ-Team zu geben.

Viele unserer Materialien aus über zwanzig Jahren des Sammelns und Bewahrens sind nach unserer Ansicht gespickt mit menschenfeindlichen, vor allem mit rassistischen und sexistischen Texten. Dazu gibt es intern seit längerer Zeit einen langwierigen, manchmal auch sehr zähen Prozess der Adressierung dieser Aspekte und viele Unsicherheiten bzw. verschiedene Meinungen, wie sich dazu verhalten werden kann.

Zum Hintergrund: Viele Jahre, sogar Jahrzehnte waren hier Menschen in der Verantwortung, die aufgrund ihrer privilegierten Positionierungen sich nie dazu verhalten haben. Das Archiv sammelt Zines aus den verschiedenen Szenen, aus verschiedenen Zeitphasen und aus verschiedenen Ländern, wobei ein Großteil aus dem deutschsprachigen Raum stammt.

Im Rahmen unserer intersektionalen Intervention in die Zine-Sammlung, die sich primär mit dem queeren Bestand des Archivs beschäftigt hat, ist unsere Perspektive auch auf den Gesamtbestand kritischer geworden, vor allem, was den Umgang mit triggernden Inhalten angeht. Aber auch wir wissen oft nicht, was sich in den einzelnen Heften verbirgt. Das kommt erst zum Vorschein, wenn ein „close reading“ Ansatz erfolgt. Dieser ist bei der Größe unserer Sammlung nur bedingt möglich.

Als unser Kollege Pascal aus dem Projekt „Pop- und Subkulturarchiv International“ sich ein Zine „Die Gästepost“ für die Vorstellung als „Zine of the Day“ ausgesucht hatte, konnte auch er noch nicht ahnen, was genau sich dort wiederfand. Das Zine enthält eine rassistische und sexistische Sci-Fi- Geschichte. Wir haben uns gemeinsam beraten und sind der Überzeugung, dass es wichtig ist, diesen Prozess öffentlich zu machen, da Archive keine neutralen Orte des Geschichte Bewahrens sind und es auch nie waren. Wie in vielen Gedächtnisorganisationen spiegeln sich auch in unserem Archiv Dominanzverhältnisse wider, die durch gesellschaftliche Unterdrückungssysteme entstanden sind. In der Sammlung des Archivs der Jugendkulturen dominieren immer noch weiße, cis-männliche und heteronormative Perspektiven, auch wenn wir seit Jahren daran arbeiten das zu verändern. Dies ist ein langer und prozessorientierter Weg. Unserer Sammlung enthält Materialien, die gesellschaftliche Machtverhältnisse und Unterdrückungsstrukturen reproduzieren, die rassistische Stereotype und Gewalt, sexistische Sprache und misogyne Denkmuster sowie die ganze Bandbreite von Hasssprache gegen sowie Diskriminierungen und Ausschluss von marginalisierten Menschen immer wieder reproduziert und dadurch Menschen, die vulnerablen Gruppen angehören, triggern können.

Wir machen das an dieser Stelle öffentlich, da wir eine kritischen Umgang mit unseren Materialien nicht nur vor Ort in direkten Interaktion mit Nutzer*innen für essentiell halten und die Unsichtbarmachung dieser Materialien für uns nicht die Lösung sein kann. Als Einrichtung müssen wir uns diesen Aspekten stellen, ohne direkt passende Lösungen dafür parat zu haben.

Hier nun Pascals Rezension zu „Gästepost Nr.1“


Gästepost Nr. 1

Als Archiv der Jungendkulturen bekommen wir häufig Post von Gäst*innen, die uns ihre aktuellen oder alten Fanzines spenden. Darüber freuen wir uns immer sehr, denn es hilft uns dabei die Sammlung zu erweitern und Lücken in den Beständen zu schließen. Heute soll es hier aber um andere Gästepost gehen, genauer gesagt um die Gästepost Nr. 1 dem selbsternannten „Mekkazine für Volxfrust“. Das Cover der Zeitschrift fällt der betrachtenden Person sofort auf, da es offenbar mit Farbe oder Lack bemalt worden ist, dies lässt sich auch sofort erfühlen wenn wir das Heft aufschlagen und auf der zweiten Seite zunächst einen Bericht über das Fußballspiel im DFB-Pokalfinale zwischen Bayer 04 Leverkusen und den Hertha B.S.C Amateuren lesen. Dieses Spiel fand im Jahre 1993 in Berlin statt und im selben Jahr und am selben Ort erschien die Erstausgabe der Gästepost.

Bei dem Heft handelt es sich aber keineswegs um ein Fußballfanzine, sondern um ein Zine aus dem Umfeld der sogenannten Social Beat und Underground Literaturszene der 1990er Jahre. In der Zeitschrift wird die Veranstaltung das „1. Erste Bundesweite Festival“ in zu Social-Beat-Literatur beworben, dass mit seinem Motto „Töte den Affen“ später als Geburtsstunde der Szene galt.[1] Im Text dazu, heißt es Social Beat sei ein „literarisches Suizidunternehmen. (…) „Blues-Stories, Rock ‚n’Roll u. Street-Prosa pur (…)“ Die Protagonist*innen sahen sich zum Teil inspiriert von der US-amerikanischen Beat Literatur mit ihren Autoren wie Jack Kerouac oder William S. Burroughs. Die deutsche Literatur und der etablierte Kulturbetrieb galten vielen als Inhalts- und Einfallslos, so erschufen die beteiligte Personen nach und nach eine bundesweite literarische Subkultur, mit eigenen Verlagen, Büchern und Zeitschriften.[2] Eine davon war die Gästepost, die in der Ästhetik und den Inhalten der ersten Ausgabe noch sehr einem Punk und Hardcore Fanzine ähnelt. Unter https://www.schauspielraum.at/TschikaChybulski/index.htm ist noch ein Eintrag zu finden, indem die Künstlergruppe Tschika Chybulski berichtet, die Zeitung Gästepost in der gemeinsamen WG in Berlin Prenzlauer Berg im Eigenverlag produziert zu haben. Jeder Umschlag war u.a. durch die Behandlung mit Schellack ein Einzelstück. Die Herausgeber*innen geben an nur drei Ausgaben aufgelegt zu haben und beschreiben den Inhalt als „witzigskurrilligent“

Nach dem Durchlesen des Fanzines kann diese Bezeichnung als durchaus treffend angesehen werden, wer sich z.B. schon immer für den „zusammenhang zwischen bier und zeit“ interessiert hat, findet hierzu eine lyrische Bearbeitung. Zwei Seiten später antwortet Prof. Bormann auf die Frage „Wann ist ein Konzert richtig schön?“ und berichtet von einem But Alive Konzert im Sportlertreff, dass diese Kriterien erfüllt hat, nämlich wenn: “der funke rüberspringt, wenn sich band und publikum gegenseitig anfeuern und zu einer einheit verschmelzen“. Das solche besonderen Momente auch in den 90er Jahren nicht alltäglich waren, merken die Leser*innen an der Konzertrezension vom Biohazard Konzert im Metropol.  Der Besuch des „Kommerzspektakel“ der Konzertagentur Jörg Lengauer endet mit der Überlegung zukünftig sein Geld lieber an die Knastkasse zu spenden und dem Aufruf solche Events zu boykottieren.

Eine Veranstaltung die (glückerweise) gar nicht erst boykottiert werden musste waren die Olympischen Spiele in Berlin 2000. Nicht zuletzt die Kampagne NOlympia trug mit ihrem Gegenprotest dazu bei, dass sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) am 23. September 1993 gegen Berlin und seine skandalträchtige Bewerbergesellschaft, die Olympia GmbH entschieden. Im Artikel „IOC in die Spree“ wird deutlich was die Herausgeber*innen der Gästepost über die Spiele und die Auswirkungen für Berlin dachten. Ihre Standpunkte lesen sich mit Stichpunkten wie Immobilen-Spekulation oder Verdrängung der angestammten Bevölkerung immer noch aktuell, insbesondere vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Kritik an internationalen Sportverbänden und ihren Großveranstaltungen.

Das Berlin 1993 dann doch eine andere Stadt war, kommt dafür im Artikel „Menschen im Hotel“ zum Ausdruck. Der Autor beschreibt seine persönliche „Plündererstory“ im Gästehaus Johannishof. Bei seiner Erkundungstour durch das verlassene ehemalige Gästehaus des DDR-Ministerrates trifft er vom Keller bis zum Dachgeschoss auf die unterschiedlichsten Personen von „deutschen Biederleuten“ bis zu amerikanischen Tourist*innen. Alle suchen in den Räumen nach etwas Brauchbaren, wobei oftmals am Ende die Tatsache genügt, dass es gratis ist und selbst der Autor nicht so recht weiß was er mit seiner Ausbeute der „sackähnlichen Winterjacke“ im Hochsommer anfangen soll. Die Leser*innen der Gästepost haben aber Grund sich über die Plünderung zu freuen, denn der Artikel ist stillecht auf dem ehemaligen Briefpapier des Hotels gedruckt, zudem liegt dem Heft ein verpacktes Schuhputztuch des VEB Kunstblume Sebnitz bei.

Die Artikel in der Gästepost sind beinahe alle lesenswert, zu erwähnen sind hier noch der Bericht von einer missglückten Wanderung von Leipzig nach Berlin oder ein Interview dem Punk-Liedermacher Attila the Stockbroker. Leider befindet sich im Zine eine dystopische Science-Fiction Kurzgeschichte, „Slaughters“, die gewaltvolle rassistische und sexistische Sprache verwendet. Der Protagonist begeht darin eine rassische Gewalttat und wird schlussendlich selbst Opfer von Gewalt. Trotzdem ist die Intension der Geschichte nicht klar und auf deren Aufnahme in das Heft hätte verzichtet werden müssen. Neben den größtenteils klugen und politischen Texten wirkt die Kurzgeschichte vollkommen deplatziert. Nach der Lektüre der Gästepost hätte ich gerne eine uneingeschränkte Leseempfehlung gegeben, dass ist aufgrund der drastischen Darstellung von rassistischer Gewalt aber nicht mehr möglich.

Pascal


[1] Vgl. Schönauer, Michael. Kerenski, Boris (Hrsg.) : Was ist Social beat? Publikation zur Mailart-Aktion von Boris Kerenski. Killroy Media. Asperg 1998, S. 7

[2] Ebd. S.6

#IZM2021: Zine of the Day: Radical vulnerability and mental health #2

Der Juli ist wie immer International Zine Month (IZM). Aus diesem Anlass stellen wir euch wieder, wie in den letzten Jahren, einige aus unserer Sicht interessante Zines aus der Sammlung des Archivs der Jugendkulturen als „Zine of the Day“ vor…

Heute rezensiert Sora, Praktikantin im Team „Pop-und Subkulturarchiv International.“

In dem im September 2018 in Berlin erschienenen englischsprachigen Perzine Radical Vulnerability and Mental Health #2 REVISITED reflektiert Queer Marshmallow auf 12 Seiten zwei Jahre nach der Erstauflage deren erstes Zine und blickt zurück, was sich bei them in Sachen mentaler Gesundheit seitdem getan hat.

Dabei unterscheidet they in radical vulerability und radical softness. Eine neue Erkenntnis, die them in radikale Offenheit, Verletzlichkeit und Ehrlichkeit nach Außen und radikalem Sanftmut, radikaler Milde aber auch radikaler Härte gegenüber toxischen Einflüssen und der Einhaltung von Grenzen nach Innen unterscheidet und in harter Arbeit ausgelebt.

„There isn’t really one conclusion – be kind to yourself & dare to show your true self, if you feel safe enough to do so!”

Soviel zur Theorie. Denn Queer Marshmallow merkt an, dass noch viele Fragen offen bleiben, wie etwa „Why do people talk about boundaries all the time but can’t handle when they are stated?”, “Why is showing emotions still seen as weak, when it’s the strongest thing I know?” oder “Why are there still emotions I barely allow myself to feel? (anger, envy, guilt).” Antworten gibt es keine, aber dafür eine weitere Erkenntnis, dass es beim Ausleben von radical vulerability und radical softness nicht selten zu Wachstumsschmerzen kommt. Und so zeigt sich Queer Marshmallow auf der letzten Seite in fünf Selfies mal emotional verletzt, mal weinend oder mal enttäuscht, mit der liebevollen sowie gleichermaßen mutigen Beschriftung „still taking selfies of my breakdowns – crybaby, forever & ever.“

Was dieses Perzine so besonders und liebenswert macht sind neben der durch die handschriftlich verfassten Texte und Collagen als Hintergrund, vor allem die ebenso persönlich und ohne große Umschweife festgehaltenen Gedanken, in denen sich jede*r wiederfinden kann und die darüber hinaus als kleine Rückbesinnung wirken. Sei lieb und nett – nicht nur zu den dir wichtigen Menschen in deinem Leben, sondern allen voran auch zu dir selbst! Auch wenn es manchmal weh tut.

Sora

#IZM2021: Zine of the Day: a disability MANIFESTO

Der Juli ist wie immer International Zine Month (IZM). Aus diesem Anlass stellen wir euch wieder, wie in den letzten Jahren, einige aus unserer Sicht interessante Zines aus der Sammlung des Archivs der Jugendkulturen als „Zine of the Day“ vor…

Heute rezensiert Sora, Praktikantin im Team „Pop-und Subkulturarchiv International.“

Was im letzten Jahr auf Grund von Corona in allen Lebenslagen zur Notlösung wurde ist mittlerweile weltweit zum neuen Alltag geworden. Für Menschen mit Behinderung ist dieser neue Alltag jedoch mehr als nur anstrengend und frustrieren, denn sie werden mal wieder nicht mitbedacht.

Diesem ganzen erdrückend ableistischen Chaos stellt sich – als wenn auch kleine Rückbesinnung – das 16 Seiten handliche Zine a disability MANIFESTO, THOUGHTS ON CRIP VALUE IN A CAPITALI$T LAND (2nd edition) der Reihe „IMPOSTER MONSTER“ aus dem Jahr 2020 von Mick Moran entgegen. Ursprünglich auf Facebook veröffentlicht, hat sich Moran im Zuge des in den USA unter Trump strammen Abbaus des Affordable Care Acts dazu entschieden dieses Manifest nun auch als Zine herauszubringen.

Auf jeder Seite finden sich kurz und bündig, in schwarz-weiß und digitalem Handlettering-Stil gehaltene englischsprachige Affirmationen. Diese wiederholen nicht nur grundlegende Menschenrechte, wie sie Menschen mit Behinderung oftmals abgesprochen bekommen, sondern sollen vor allem als kleine Rückbesinnung und Empowerment dienen, ehe Moran auf den letzten Seiten mit Nachdruck für die (US-amerikanische) Behindertenbewegung einsteht und dazu einlädt selbst ein Manifest zu verfassen.

„If you need a reminder, that you are important, that you are valued, and that you are not a burden because you have needs – just like all humans have needs – feel free to read this zine again and repeat some of the phrases to yourself as affirmations, if you find that helpful.”

In Anbetracht der immer noch weltweit bestehenden pandemischen Lage mögen Affirmationen wie „I deserve dignity“, „My body is not fundamentally broken“ oder „I am not disposable because I am disabled“ vielleicht mehr als kitschig anmuten. Doch wie Moran selbst anmerkt, bedarf es manchmal einer kleinen Erinnerung, die sich gegen diesen willkürlich neuen Alltag oder aber auch den daraus resultierenden, internalisierten Ableismus stemmt und somit einen zumindest für weinige Moment weiterträgt.

Ich habe dieses kleine, aber feine Zine als kleinen Lichtblick empfunden, der mir aufzeigt, dass es auch andere Menschen in ähnlichen Umständen gibt und darüber hinaus mich ganz praktisch dazu anleitet einige pessimistische Gewitterwolken aus meinem Kopf zu pusten, was in der aktuellen Lage mehr als gut tun kann.

Sora

Emergent Bass Veranstaltungsreihe

Wir freuen uns sehr über die großartige Kooperation!

Am Samstag, den 17.7.2021 findet die erste Ausgabe der interdisziplinären Veranstaltungsreihe „Emergent Bass“ im Berliner Club Mensch Meier statt. Teil des vom Kulturpumpe e.V. organisierten Projektes sind Clubnächte (bzw. Open Air Veranstaltungen) mit Musik, Performances, Live-Acts und Panels, ein Workshop-Programm und Archivarbeit. Ziel ist es, marginalisierte und unterrepräsentierte Schwarze, Indigene, People of Colour und Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund als Künstler*innen und Akteur*innen in der Berliner Clubkultur sichtbar zu machen und so den Clubraum als einen sichereren Raum für marginalisierte Gemeinschaften neu zu gestalten.

Artwork Credit: Nelson Kinalele

Am 17.7. geht es unter dem Titlel Past, Present, Future – Wie Schwarze Musikkultur die Berliner Clubkultur geprägt hat um die Frage, inwiefern Schwarze Deutsche und People of Color in den Anfangstagen der Berliner Technokultur involviert waren – und ob die Clubs wirklich so offen und inklusiv waren, wie oft behauptet wird. Außerdem geht es um den meist vergessenen Einfluss der von US-amerikanischen Soldat*innen besuchten G.I. Clubs auf die Berliner Clubkultur.

Mit dabei sind MINCO (DJ), Michael Mueller (Booker und Promoter) und Kalle Kuts (DJ und Musikaktivist), moderiert von der Sängerin, Songwriterin und Aktivistin Malonda. Musik gibt es von Freak De L’Afrique, Juba, Sarah Farina und BFAN.

Neben Transmission.net ist das Archiv der Jugendkulturen eine der Partnerorganisationen im Rahmen der Panels und der geplanten Archivarbeit.

Mehr Infos gibt’s bei Facebook und Instagram.

Artwork: Nelson Kinalele

Der Blick in eine Kiste…

 …kann ein Blick in ein Leben sein!

Ende letzten Jahres haben wir einen Teilnachlass des im Juni 2020 verstorbenen Lord Knud übernommen. 


Knud war Gründungsmitglied der Berliner Beat-Band „The Lords“, die auch als die ‚deutschen Beatles‘ bezeichnet wurden. 1965 verlor er bei einem schweren Autounfall mit dem Tourbus ein Bein und musste die Band verlassen. Darauf begann er als DJ in Berliner Diskotheken zu arbeiten und wurde 1968 Radiomoderator beim Berliner Sender RIAS. Dort moderierte er bis 1985 die Sendung „Schlager der Woche“, die eine der beliebtesten Radiosendungen sowohl in West- wie auch Ost-Berlin wurde. Allerdings stand Knud immer wieder für seine heftigen Sprüche und sexistischen Witze in der Kritik – was wohl auch zu seiner Entlassung beigetragen hat. Er arbeitete außerdem u.a. als Schauspieler oder als Stadionsprecher bei Hertha BSC. Nach dem Fall der Mauer entdeckte er dann die Berliner Technoszene für sich und tauchte in die neue Partykultur der Stadt ein.


(Foto: Kathrin Windhorst / http://www.kwikwi.org


Unser Kollege Auge hat in den letzten Monaten mit viel Herzblut den Nachlass gesichtet und archivgerecht verpackt. Enthalten sind viele Zeugnisse aus Knuds ereignisreichem Leben von seiner Zeit bei „The Lords“ bis zu seinen Aktivitäten in der Technoszene: darunter Witzesammlungen und anderes Material, das er zur Vorbereitung seiner Radiosendungen nutzte, viele Jahrgänge seiner Plattenkolumne „Lord Knuds Popshop“ aus der B.Z., Zeitungsausschnitte mit Artikeln über „The Lords“ und Knud, Fanpost, Fotos, eine goldene Schallplatte, Mitschnitte von privaten Jams mit Techno-DJs und diverse Merchandising-Artikel aus „Lord Knuds Rainbow Shop“ (den Regenbogen verstand er als Symbol für Frieden und Zusammengehörigkeit). Ein außergewöhnlicher Nachlass, der rund 50 Jahre Berliner Popgeschichte abdeckt. 

Wir haben schöne und traurige Nachrichten

Erst die schöne Nachricht:

Die Broschüre ist da! Zum Projektabschluss von „Pop-und Subkulturarchiv International

Liebe Alle,

wie schnell die Zeit voranschreitet. Wir sind auf der Zielgeraden unseres dreijährigen Archivs-und Bibliotheksprojekts „Pop-und Subkulturarchiv International“

Und endlich ist es soweit! Unsere neue Broschüre über Bibliothek und Sammlung ist angekommen!



Auf 40 Seiten, großartig designt von Judith Fehlau und mit Illustrationen von Tine Fetz, haben wir für euch Infos rund um unseren Bestand gesammelt. Zu welchen Themen gibt es bei uns Bücher und Fanzines? Welche Arten von Videos findet ihr in unserer Sammlung und welche digitalen Materialien haben wir archiviert? Find out!



Die Broschüre auf Deutsch oder Englisch findet ihr hier zum Download: https://jugendkulturen.de/broschuere-bibliothek-sammlung.html


Ihr wollt sie gerne in gedruckter Form lesen oder in eurer Einrichtung auslegen? Dann schreibt uns gerne eine Mail an bibliothek@jugendkulturen.de und wir schicken euch einige Exemplare zu.

Nun die traurige Nachricht:

Lisa Schug nimmt Abschied vom Archiv der Jugendkulturen

Kurz vor Ende unseres dreijährigen Archiv-und Bibliotheksprojekts „Pop-und Subkulturarchiv International“ hat uns letzten Freitag Lisa Schug, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts, vorzeitig Richtung FFBIZ- Das feministische Archiv, verlassen.

Hier auf englisch die Abschiedsnotiz an Lisa ❤

Today is a very sad day for us because it’s lisas last day at our archive.
She worked with us for about three years and yeah, what a (sometimes) bumpy but also joyful ride it was. A lot has changed in these years. The old building where our archive was located in for many years got recently teared down (as you can see in the second picture) and lisas hair grew much longer. Those curls 💓
Her work ethos is astonishing, always helpful and equipped with many skills (we were and still are lacking), super accurate and so many times miles ahead of us when it comes to archival knowledge. She has a strong political stance (in the best way), is sometimes stubborn (in the sweetest way) and super smart (in the most humble way). Patiently she listened to a lot of silly ideas and when she laid hands on it often something very professional came out of it.
But what is even more important, she is such a beautiful human being who loves what she does and what makes her very passionate about it. Mark our words, she will grow into one of the coolest archivists in Germany.
The @ffbiz_das_feministische_archiv is so lucky to have her back. She will be missed dearly but we are pretty sure she will continue to shine and that our roads will cross again. Thank you for all your patience and for bearing with us. We are forever thankful for the time you spent with us, for all the possibilities to learn from you and so sorry for being less professional than you expected us to be

Lots of Love and take good care!

Der Queer History Month 2021 geht los

Dieses Jahr begehen wir in Berlin den Queer History Month (QHM) unter dem Motto „Queer History Spring“.

Wie jedes Jahr finden sich in unserem Programm eine Vielzahl an kostenlosen Angebot für Schulen , Jugendeinrichtungen und queere Community. In Kooperation mit LSBTIQ*-Projekten sowie Kultureinrichtungen, wie Theatern und Museen sowie Archiven sind Jugendliche und Multiplikator:innen eingeladen eigene Projekte zu queerer Geschichte, zu den vielfältigen Lebensweisen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI*) und Anti-Diskriminierung durchzuführen.

Hier das komplette Programm für Mai und Juni 2021:

Angepasst an die pandemische Lage bieten wir Angebote analog und digital an – diesmal beginnend Ende April bis in den Herbst hinein. Es gibt Workshops, Filmvorführungen, Empowerment-Workshops, Stadtführungen, Theateraufführungen und Schul-AG-Vernetzung.  

Bitte beachten Sie, dass für unsere Veranstaltungen die Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gelten: Abstand * Hände waschen * FFP2-Maske tragen * Lüften * Testen. Aktuelle Hinweise zu den Verordnungen an Schulen finden sich hier: www.berlin.de/sen/bjf/corona/schule

Für mehr Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen und den jeweiligen Anmeldungen finden sich unter: https://queerhistory.de/queer-history-spring-2021-veranstaltungskalender/

Oder auf unseren Social Media Kanälen:

https://www.facebook.com/queerhistorymonth

https://www.instagram.com/queer_history_month/

Dieses Haus ist besetzt!

Frankfurter Archiv der Revolte e.V., Offenes Haus der Kulturen e.V., Institut für Selbstorganisation e.V. (Hg.)
Dieses Haus ist besetzt! Frankfurter Häuserkampf 1970-1974
Selbstverlag Institut für Selbstorganisation e.V., Frankfurt am Main 2020
122 Seiten, Großformat mit zahlreichen farbigen Abbildungen
16 EUR

Im September 1970 besetzten migrantische Familien und Studierende erstmalig in der Geschichte der Bundesreplik ein Haus in Frankfurt am Main, um darin zu wohnen, und erklärten diese Hausbesetzung zur politischen Aktion. Sie wurde zum Auslöser für eine Welle von Haubesetzungen und Mietstreiks nicht nur im Stadtteil Westend, die bis 1974 andauerte und im sogenannten Frankfurter Häuserkampf kulminierte. Das Besondere dabei: Arbeitsmigrant*innen, Studierende und politische Gruppierungen aus der radikalen Linken, nicht nur der Bundesrepublik, sondern auch aus den Herkunftsländern der Arbeitsmigrant*innen fanden in diesem Kampfzyklus – durchaus konfliktbeladen – zusammen.

50 Jahre danach konnte die erste Ausstellung über den Frankfurter Häuserkampf eröffnet werden. Im September und Oktober 2020 wurde im Studierendenhaus an der Frankfurter Universität die Schau „Dieses Haus ist besetzt! Frankfurter Häuserkampf 1970-1974“ gezeigt, zusammengestellt von einem Team des Frankfurter Archivs der Revolte. Der nun vorliegende Ausstellungskatalog dokumentiert nicht nur die wandzeitungsartige Zeitreise durch den Gang der urbanen Kämpfe der frühen 1970er Jahre mit Texten, zeitgenössischen Fotografien, Abbildungen von Flugblättern, Plakaten und anderen Dokumenten aus der Ausstellung. Zahlreiche Fotografien von Jens Gerber vermitteln zudem einen Eindruck von Aufbau und Gestaltung der Präsentation, Michaela Filla-Raquin erläutert deren künstlerische Aspekte.

Interessant machen die Publikation darüber hinaus die weiterführenden Beiträge: Rolf Engelke gibt einen ereignisgeschichtlichen Überblick über die Jahre 1970 bis 1974. Es wird deutlich, dass in Frankfurt am Main die städtebauliche Entwicklung zur „Global City“ weit früher schon als anderswo in der Bundesrepublik unter der Ägide der Sozialdemokratie vorangetrieben wurde. Zudem steht der Häuserkampf für einen zentralen Wendepunkt in der Entwicklung der bundesdeutschen radikalen Linken nach 1968.

Freia Anders sorgt mit ihrer kommentieren Bibliografie zur historiografischen Auseinandersetzung mit Hausbesetzungen für die internationale Einbindung sowie die Kontextualisierung mit aktuellen Auseinandersetzungen. Schließlich macht der Katalog auch eine Analyse der Häuserkampfs von Richard Herding aus dem Jahr 2000 wieder zugänglich.

Somit ist der Ausstellungskatalog ein wichtiger Baustein in der Erforschung der noch lange nicht erschöpfend behandelten 1970er Jahre.

Gottfried Oy

We know everything sucks right now but here’s our 2020 recap

Dear Reader,

es zeigt sich ja leider gerade, dass wir auch 2021 wohl mit keinen sonderlichen Verbesserungen rechnen können. In Bezug auf Konzerte und Parties geht die Club Commission sogar davon aus, dass es erst Ende 2022 sowas wie einen Normalbetrieb in den Clubs wieder geben wird.

Daher hier ein kleiner Zeitvertreib für euch. Bisschen was zum lesen.

Unser Rückblick auf unser 2020 inklusive einiger kleiner Ausblicke auf 2021.

Puh, ohne Untertreibung…Ein wirklich ereignisreiches Jahr liegt hinter uns allen. Das alles dominierende Thema Corona und die damit verbundenen Einschränkungen haben unsere Leben im Privaten stark beeinflusst und auch vieles zum Stillstand gebracht, was wir in unserem Archiv sammeln und bewahren. Musik- und Clubkultur zum Beispiel oder auch die so wichtigen Kulturangebote von selbstverwalteten DIY Orten.

Dennoch ist 2020 viel bei uns passiert. Ein Grund gemeinsam mit euch zurückzublicken.

Unser Großereignis 2020 war ganz klar unser Umzug in neue Räumlichkeiten. Quer über den Hof ging es im Sommer 2020 in größere und vor allem archivgerechtere Räume. Das bedeutet eine enorme Verbesserung für unsere Bibliothek und Sammlung, da es nun deutlich mehr Platz gibt für den Bestand und endlich alles an einem Ort gelagert werden kann.

Hier ein Blick in unsere Bibliothek in den neuen Räumlichkeiten

Fotocredit: Stefanie Loos

Insgesamt sind etwa ein dreiviertel Kilometer Archiv- und Bibliotheksbestand umgezogen. Dafür wurden viele dieser Kisten immer wieder ein- und ausgepackt.


Das Herzstück in den neuen Räumen ist unser professionelles Magazin, in dem unsere Sammlung lagert. Also ein neues Zuhause für all unsere Zines und Zeitschriften. Dort herrschen endlich die klimatischen Bedingungen, um den Ansprüchen eines Archivs gerecht werden zu können. Dank einer Förderung durch PS Sparen konnten auch ausreichend Archivregale gekauft werden.



Wir haben nun mehr als 500 Regalmeter zusätzlichen Platz. Einige Bestände können wir dadurch das erste Mal überhaupt nutzbar machen, da sie nun nicht mehr unter Kartonstapeln vergraben sind, sondern gut zugänglich und in säurefreie Archivkartons verpackt im Magazin stehen.


Fotocredit: Stefanie Loos

Unsere Kolleg*innen Lisa und Daniel aus dem Projekt „Pop-und Subkulturarchiv International“ bieten euch hier einen virtuellen Rundgang durch unser Magazin an und präsentieren wahre Schätze aus unserer Sammlung. 

https://www.youtube.com/embed/FwwkjBCDF6o?feature=oembed


Neben diesen vielen und vor allem schönen Veränderungen im Archiv- und Bibliotheksbereich, gab es auch im Bildungsbereich einige Neuigkeiten. Gleich zwei neue Projekte gingen 2020 an den Start.

Das neue Modellprojekt „sUPpress – Medienkompetenz für Engagement und Selbstwirksamkeit“ zu Jugendkulturen im Kontext von Verschwörungsphantasien, Hate Speech, Fake News, Influencer*innen und Demokratieförderung  ging am 01. Januar 2020 an den Start. Trotz Corona haben unsere Kolleg*innen aus dem sUPpress-Team das Projekt, gefördert bis Ende 2024 vom BMFSFJ und u.a. der bpb im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“, konzipiert und ein pädagogisches Langzeitprogramm an zwei Berliner (Berufs-)schulen und einer Brandenburger Berufsschule sowie Fortbildungen für Multiplikator*innen gestartet und realisiert. In 2021 geht es weiter nach Sachsen. Mehr Infos zum Projekt, in dem u.a. mit der Berghof Foundation und der Deutschen Journalistenschule kooperiert wird, gibt es über die Homepage http://www.stand-up-participate.de und die dazugehörigem Social-Media-Kanäle auf Facebook, Instagram und Twitter.

Das zweite neue Projekt in 2020 mit einer Laufzeit bis Ende 2021, ist das Verbundprojekt „Macht-und rassismukritische Perspektiven auf Strukturen der politischen Bildungsarbeit“ in Kooperation mit der Berliner BIPoC-Selbstorganisation GLADT e.V. Dabei geht es um eine machtkritische Analyse zur Organisationsentwicklung des Archivs der Jugendkulturen als Träger der politischen Bildung in Bezug auf Diversität und Critial Whiteness. Zudem geht es um die gemeinsame Entwicklung und Erprobung von intersektionalen Empowerment-Angeboten für bisher selten erreichte Zielgruppen in der Bildungsarbeit beider Einrichtungen. Gefördert wird das Projekt von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).

Neben diesen beiden neuen Projekten, waren wir natürlich auch 2020 weiterhin mit „Culture on the Road“ aktiv.  Auch wenn die Finanzierung für unser bewährtes Bildungsprogramm wegen mangelnder Förderung seit 2020 und wegen Corona leider prekär ist, haben wir trotzdem einige Veranstaltungen in Berlin und Sachsen mit Jugendlichen und Multiplikator*Innen realisiert – und im Rahmen unserer Anerkennung als Träger der politischen Bildung Online-Veranstaltungen zu Fußballfanszenen und zu Verschwörungsphantasien. Im Rahmen von Culture on the Road haben wir außerdem zusammen mit weiteren europäischen Partner*innen aus Italien, Zypern, Griechenland, Spanien und Großbritannien 2020 das Projekt „HIt – Hate Interrupter Teams“ realisiert und abgeschlossen. Mehr Infos unter http://www.culture-on-the-road.de

Die Wanderausstellung „Der z/weite Blick“ über Jugendkulturen und Diskriminierungen“  mussten wir in 2020 ebenfalls stark runterfahren. Zahlreiche Stationen wurden wegen Corona abgesagt, zudem gib es keine Förderung mehr für die Koordination. Trotzdem hatten wir Stationen in Löbau, Paderborn und Altach/Österreich und haben einige Offline- und Online-Guide-Schulungen für Menschen aus der Jugendhilfe und Jugendliche in Vorarlberg und Salzburg angeboten. Mehr Infos zur Ausstellung unter http://www.der-zweite-blick.de. Dort gibt es auch unseren Ausstellungskatalog und eine begleitende Interviewbroschüre zum kostenlosen Download. Als Print ist beides direkt bei uns gratis erhältlich.

Auch der Queer History Month wurde 2020 wieder von unseren Kolleginnen Giuseppina und Saskia organisiert. Coronabedingt fanden die vielfältigen Kultur- und Workshopangebote zu queerer Geschichte und Gegenwart im September 2020 statt. Es gab Empowermentworkshops an Schulen, Zeitzeuginnen-Gespräche zu lesbischer Sichtbarkeit in der DDR, Lesungen, Filmvorführungen, Theaterstücke, eine digitale queere Jugenddisco sowie die Erprobung digitaler Formate der politischen Bildung in Form von Instagram-Erklärvideos zu u.a. „Queerer Elternschaft“ und „OTBIPoC Selbstorganisation“ von dem postmigrantischen BIPoC-Kollektiv „Erklär mir mal“. Für 2021 stehen die Kolleginnen Giuseppina und Vicky auch wieder in den Startlöchern. Diesmal gibt es ein mehrmonatiges Veranstaltungsangebot unter dem Motto „Queer History Spring“. 

Ihr seht, da war einiges bei uns los im letzten Jahr.  

Wir hoffen euch irgendwann endlich wieder IRL sehen zu können, bis dahin, bleibt achtsam und solidarisch miteinander.

Und am Ende noch ganz in eigener Sache. Wir haben eine Spendenkampagne am laufen, da wir ab 2022 durch Mietsteigerungen in großen Schwierigkeiten sind. Verdängung droht. Wenn du uns helfen kannst, jede Spende zählt.

https://www.gofundme.com/f/jugendkulturen

Autonome in Bewegung

A.G. Grauwacke
Autonome in Bewegung. Aus den ersten 23 Jahren
5., erweiterte Auflage
Assoziation A, Berlin 2020
496 Seiten
26 EUR

Hausdurchsuchungen wegen des Verdachts auf „Bildung einer kriminellen Vereinigung“, ein gescheiterter Indizierungsversuch – seit seinem Erscheinen im Jahr 2003 sorgt der Lese-Bildband Autonome in Bewegung für Furore. Nach 17 Jahren ist 2020 nun die fünfte, erweiterte Neuauflage des Klassikers linksautonomer Selbsthistorisierung herausgekommen. Die Perspektiven der ursprünglichen Besetzung des fünfköpfigen Autorenkollektivs AG Grauwacke werden hier auf rund 100 Seiten von den Eindrücken einer Riege jüngerer Aktivist*innen ergänzt.

Ganz im Sinne einer Geschichtsschreibung von unten erhebt der Band keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Objektivität. Im Gegenteil – die Geschichte der kaum zu fassenden Fraktion (?), Strömung (?), Bewegung (?) wird in Oral-History-Manier als Sammlung von Zeitzeug*innenberichten erzählt. Wie auch sonst ließe sich die Diversität einer Szene abbilden, die sich doch gerade dadurch auszeichnet, kein zentrales Programm oder Manifest zu haben? Besonders prägende Ereignisse werden als persönliche Erfahrungen humoristisch und anekdotenreich widergegeben, von den „militanten Erweckungserlebnissen“ der in den frühen 1980er Jahren noch sehr theoretisch-akademisch lesekreisaffinen radikalen Linken, wie der legendären Schlacht am Fraenkelufer bis hin zu den Häuserkämpfen unter dem Hashtag #besetzen seit dem Jahr 2017. Es geht viel um Gefühle, wenig um Theorie, denn: „nicht Diskussionen über Autonomie-Thesen brachten die ersten Autonomen zusammen, sondern die Vorbereitung praktischer Aktionen“. Der strengen Subjektivität der Autor*innen geschuldet, liegt der Fokus auf Westberlin, allerdings werden darüber hinaus auch (inter-)nationle Debatten und Geschehnisse nachgezeichnet, die die lokale Szene beschäftigten. Ergänzt wird dies durch den sich über den gesamten Band ziehenden Zeitstrahl, der einen groben Überblick über gesellschaftspolitisch relevante Daten und Ereignisse abseits der Berliner Linken gibt – angefangen mit der Konstitution der Partei Die Grünen 1980 in Berlin, endend mit dem Brandanschlag im Zusammenhang mit dem Internationalen Tag der politischen Gefangenen 2020 in Sachsen.

Die ergänzte Neuauflage war überfällig – schreibt sie doch die Geschichte einer allzu oft wie aus grauer Vorzeit erscheinenden Bewegung weiter und beweist damit deren fortwährende Lebendigkeit und Relevanz. Zwar mutet die Möglichkeit, ganze Straßenzüge zu besetzen, aus heutiger Perspektive schier unvorstellbar an, dennoch zeigen die Bilder und Erzählungen von Gipfelprotesten, Klimaaktionen und Grenzcamps, dass die autonome Bewegung sehr wohl die „Verwirrung der 90er Jahre“ überlebt hat. Die gewachsene Relevanz von Netz- und Sicherheitspolitik, Professionalisierungstendenzen innerhalb der Bewegung, stetige Spaltungen und nicht zuletzt das Aufkommen von postautonomer Organisierung werfen neue, grundsätzliche Fragen auf, die Eingang in die Neuauflage gefunden haben, wobei autonome Handlungsräume nicht totgesagt werden. Anzumerken bleibt, dass das Glossar autonomer Schlagwörter, von „Barris“ bis „Besetzerrat“, am Ende des Bandes ebenfalls eine Aktualisierung hätte vertragen können – ob denn „Anti-Imp“-sein heutzutage zwingend die Lobpreisung der RAF bedeutet, bleibt beispielsweise zu hinterfragen. Dennoch ist dieses Register ein durchaus ehrenwertes Unterfangen, denn, so di*er Verfasser*in selbst, „[steht uns] unsere unverständliche Sprache […] oft im Weg“.

Ein Wermutstropfen ist sicherlich der fade Beigeschmack, den die Tatsache hinterlässt, dass der erste Teil des Buches von fünf (cis-)Männern geschrieben wurde, was nur allzu treffend das männliche Dominanzgebaren innerhalb der autonomen Szene widerspiegelt. Auch wenn die Autoren selbstkritisch anmerken, dass sie sich „schwergetan hätten mit der Darstellung der Geschlechterkonstruktion“ und die Beiträge hierzu dementsprechend unzufriedenstellend seien, finden diese dennoch statt. Eventuell wäre es von Beginn an einer Überlegung wert gewesen, in eine erfahrungsbasierte Chronik einer politischen Bewegung, die den Anspruch an sich selbst richtet, im emanzipatorischen Sinne an patriarchalen Verhältnissen zu rütteln, auch Perspektiven abseits männlicher (Helden-)erzählungen mit einzubeziehen. Dies hätte in der Neuauflage ruhig noch einmal kritischer in den Blick genommen werden können.

Dennoch, die AG Grauwacke – übrigens das Material, aus dem üblicherweise Pflastersteine gefertigt werden – liefert mit Autonome in Bewegung einen Gegenentwurf zu den oftmals bei Beschreibungen des Schwarzen Block endenden unglücklichen Versuchen einer historischen Fassung der Bewegung, beleuchtet die für sie wichtigsten Momente, lässt aber gleichzeitig bewusst Lücken. Anstatt einer bloßen Aneinanderreihung der größten Demos, Aktionen, Plena und Strukturen oder aber einer trocken-theoretischen Analyse, werden reich-bebilderte Einblicke in praktische historische Debatten gegeben. Ein Buch, welches nicht dazu gedacht ist, an einem Stück runtergelesen zu werden, sondern vielmehr dazu einlädt, immer mal wieder darin zu blättern, Daten nachzuschlagen oder es einfach wie ein Fotoalbum zu behandeln und Bilder aus 40 Jahren linksradikalem Aktionismus zu begutachten. Alt-Szeneangehörige vermag es in schön-schmerzlichen nostalgischen Erinnerungen an die bewegte Jugend schwelgen zu lassen, jüngere Aktivist*innen bringt es zum Staunen über Möglichkeiten und Handlungsräume autonomer Politik sowie die stetige Wiederkehr alter Debatten, Szene-Externen und Forschenden bietet es einen Quell an authentischen Berichten aus einer Bewegung, die sich im Sinne der Übereinkunft von „keine Namen, keine Strukturen“ nur allzu gerne in Schweigen hüllt.

Isabella Beck

Traum und Trauma

Christine Bartlitz, Hanno Hochmuth, Tom Koltermann, Jakob Saß und Sara Stammnitz (Hrsg.)
Traum und Trauma. Die Besetzung und Räumung der Mainzer Straße 1990 in Ost-Berlin
Christoph Links Verlag, Berlin 2020
144 Seiten
20 EUR

Am 14. November 1990 werden im Ostberliner Stadtteil Friedrichshain zwölf besetzte Häuser geräumt. Die sog. »Mainzer Straße« ist damit Geschichte, ein Versuch alternative Lebensweisen – zumindest ein Stück weit – gegen den kapitalistischen Markt zu realisieren, zerstört.

Dass diese zusammenhängende Besetzung von zwölf schon länger leerstehenden Häusern in einer Straße zustande kommt, hängt mit den Ereignissen und der rechtlich unklaren Lage 1989/90 zusammen. Die für den Abbruch vorgesehen Häuser werden im Mai 1990 besetzt, über den Sommer entwickelt sich ein reges Leben, das aber auch Angriffen von Neonazis ausgesetzt ist, gegen die sich die Bewohner*innen wehren. Es gibt ein weithin bekanntes »Tuntenhaus« mit der legendäre Kneipe »Forellenhof« und z.B. ein Antiquariat für DDR-Literatur.

Als am 3. Oktober 1990 die staatliche Einheit Deutschlands vollends vollzogen wird, übernimmt – letztendlich – die Westberliner Polizei das Regiment. Die Räumung fünf Wochen später gilt als einer der bis dahin größten und massiv rabiaten Polizeieinsätze in der westdeutschen Geschichte. Er hat weitreichende Folgen: Er markiert vorerst das Ende der Berliner Hausbesetzerbewegung, führt zum Bruch des rot-grünen Senats und hinterließ viele Beteiligte traumatisiert. Gerade über diese, durch den Polizeieinsatz verursachte Traumatisierung, die ja auch im Titel des Buches erwähnt wird, findet sich aber dort wenig zu lesen. In rahmenden Beiträgen oder in Interviews mit damals beteiligten, führenden Polizisten lässt sich gut nachvollziehen, wie die Besetzer*innen medial markiert wurden (»Chaoten«) und in »gute und friedliche Instandbesetzer Ost« und »böse, gewalttätige Autonome West« gespalten wurden. Andere zeigen die relative Ohnmacht der DDR-Bürgerbewegung oder die Beflissenheit gerade der Westberliner SPD, sich als »Partei für Law and Order« zu positionieren und den Schutz der vielzitierten »kleine Leute« zu garantieren; ganz so als ob diese von der Hausbesetzung gefährdet gewesen waren.

2015/16 haben nun Studierende, die meist in den Jahren um 1989 geboren sind, in einem Projekt im Rahmen des Masterstudienganges Public History die Ereignisse untersucht und dokumentiert, unter anderem auf der Website https://mainzerstrasse.berlin/. Mit der nun nachgeschobenen, populärwissenschaftlichen Publikation liegt eine vereinzelt oberflächliche Veröffentlichung vor, die 28 kurze Artikel und Interviews enthält, trotzdem einen gewissen Einblick verschafft und in der beeindruckende Fotos unter anderem von Harald Hauswald enthalten sind.

Insgesamt ein Band, der auf den ersten Blick wie einer wirkt, der in Berlin in den Abteilungen für Tourist*innen der Buchläden liegt, aber doch einige Aspekte dieses Sommers dokumentiert, die nicht vergessen werden sollten.

Bernd Hüttner

SickTimePress Workshop: Intro to Riso Printing with Romily Alice Walden and Clay AD of SICK TIME PRESS

We are happy to announce and promote the next Sick Time Press Workshops that will take place in October.

WORKSHOP DESCRIPTION 

Clay AD and Romily Alice Walden of SICK TIME PRESS invite you to come to an introductory risograph printing workshop. During these 2 hour workshops we will introduce small groups of 1-3 people to the risograph printing process, inviting you to experiment with drawing, collaging and copying and leave with 15 A3 prints of your own design. 

Why Riso?

Risograph printing is a Japanese printing technique developed in the 1950s. It is an eco-friendly printing process using plant-based inks that allows you to produce beautiful prints very quickly and relatively cheaply. This means its great for sharing DIY zines, publications, posters, protest materials, instructional information etc.

What will we do in the workshop?

We will introduce you to the riso machine, its different parts, how to print, how to load paper and load the colour drums. 

We will introduce you to various riso printing techniques, zine making and folding techniques and show you examples of home-made/activist/DIY zines and publications that we love. 

We will give you time to play with collage materials and pen and paper supplies to create your own one colour A3 print. 

We will help you to print 15 copies of your design from a choice of ink colours and paper stocks.

Who is this workshop for?

Anyone who wants to learn a new skill and have fun experimenting with print. 

You don’t have to have published anything before, and you don’t have to be an artist to join in. A lot of riso prints are TEXT only, a lot are purely experimental, you can really bring whatever you’d like to the session.

What about corona?

We will be hosting 3 workshops, each with a very small number of 1-3 participants. 

The workshops will be hosted in a 30sqm studio space.

We will be distancing as much as possible within the limitations of the workshop format and the studio space. 

Everyone will be asked to wear masks for the duration of the workshop (unless you have a medical exemption).

We will disinfect the riso and supplies as far as possible between workshops.

We encourage you to come to a workshop in a pod of friends (up to 3 people per workshop) if you would like to. Or to specify on the registration form that you would like to take the workshop alone. If you don’t specify either of these things we will match individual participants into groups of 3.

What about access needs? 

When registering for the workshop, please let us know your access needs. We will then do everything we can to make the session accessible for you. As chronically ill / disabled workshop leaders, we are committed to creating a comfortable and accessible experience for our participants. 

We look forward to meeting and printing with you!

You can specify in the registration form about access needs. Find the form at:  http://tiny.cc/dbytsz

October 5th 12-14h

October 5th 15-17h

October 6th 12-14h

WORKSHOPBESCHREIBUNG:

Clay AD und Romily Alice Walden von SICK TIME PRESS laden euch zu einem Einführungs-Workshop über Risographendruck ein. Während dieses 2-stündigen Workshops werden wir in kleinen Gruppen von 1-3 Personen in den Risographen-Druckprozess einführen und euch einladen, mit Zeichnen, Collagieren und Kopieren zu experimentieren. Ihr erhaltet am Ende 15 A3-Drucke Ihres eigenen Entwurfs.

Warum Riso?

Der Risographendruck ist eine japanische Drucktechnik, die in den 1950er Jahren entwickelt wurde. Es handelt sich dabei um ein umweltfreundliches Druckverfahren mit Druckfarben auf pflanzlicher Basis, das es Ihnen ermöglicht, sehr schnell und relativ kostengünstig schöne Drucke herzustellen. Das bedeutet, dass es sich hervorragend für die gemeinsame Nutzung von Heimwerkerzeitschriften, Publikationen, Plakaten, Protestmaterialien, Unterrichtsinformationen usw. eignet.

Was werden wir in der Werkstatt machen?

Wir werden euch die Riso-Maschine und deren Aufbau, das Drucken, das Einlegen von Papier und das Laden der Farbtrommeln erklären

Wir werden euch zudem in die verschiedenen Riso-Drucktechniken, die Herstellung von Zines und Falztechniken einführen und euch Beispiele von selbstgemachten/aktivistischen/DIY-Zines und Publikationen zeigen, die wir lieben.

Wir werden euch ausreichend Zeit geben, mit Collage-Materialien und Stift- und Papiermaterial zu experimentieren, um einen eigenen einfarbigen A3-Druck zu erstellen.

Wir helfen euch, 15 Exemplare eures Entwurfs aus einer Auswahl von Tintenfarben und Papiervorräten zu drucken.

Für wen ist dieser Workshop gedacht?

Alle, die eine neue Fertigkeit erlernen und Spaß am Experimentieren mit dem Drucken haben möchten.

Ihr müsst vorher noch nichts veröffentlicht haben, und ihr müsst auch kein Künstler_in sein, um mitzumachen. Viele Riso-Drucke sind nur TEXT, viele sind rein experimentell, man kann wirklich alles mitbringen, was man möchte.

Was ist mit Corona?

Wir werden 3 Workshops veranstalten, jeder mit einer sehr kleinen Anzahl von 1-3 Teilnehmer_innen.

Die Workshops werden in einem 30 Quadratmeter grossen Atelierraum stattfinden.

Wir werden uns so weit wie möglich distanzieren, innerhalb der Grenzen des Workshop-Formats und des Atelierraums.

Alle werden gebeten, für die Dauer des Workshops Masken zu tragen (es sei denn, Sie haben eine medizinische Ausnahmegenehmigung).

Wir werden den Risodrucker und das Zubehör zwischen den Workshops desinfizieren.

Wir ermutigen euch, in einer Gruppe von Freund_innen zu unsere Workshop zu kommen (bis zu 3 Personen pro Workshop). Oder gebt in dem Anmeldeformular an, dass du den Workshop allein besuchen möchtest. Wenn du nichts von beidem angibts, werden wir die einzelnen Teilnehmer_innen in 3er-Gruppen einteilen.

Wie sieht es mit den Zugangsvoraussetzungen aus?

Wenn du dich für den Workshop anmeldest, teile uns bitte deine Teilnahmebedingungen mit. Wir werden dann alles tun, um die Sitzung für dich zugänglich zu machen. Als Leiter_innen von Workshops für chronisch Kranke/Behinderte sind wir darin bestrebt, für unsere Teilnehmer_innen ein angenehmes und zugängliches Erlebnis zu schaffen.

Wir freuen uns auf das Treffen und das Drucken mit euch!

Hier findet ihr das Formular: 

http://tiny.cc/dbytsz

Oktober 5. 12-14h

October 5. 15-17h

October 6. 12-14h

Mehr zur Workshopreihe und zum SickTimePress-Kollektiv erfahrt ihr hier:

https://www.kubinaut.de/de/termine/intro-to-risograph-printing

www.sicktimepress.com