#IZM2020 „Who’s that Zinester?“

Seit einigen Jahren beteiligen wir uns am International Zine Month, so auch in diesem Jahr. Die Beiträge bündeln wir unter dem Hashtag #IZM2020. Bisher haben wir als Mitarbeiter*innen hauptsächlich Zines vorgestellt, die uns wichtig sind oder die wir neu in der Sammlung haben. Für dieses Jahr haben wir uns eine neue Rubrik überlegt: „Whos that Zinester?“

Wir stellen euch in den kommenden Wochen Zinemacher*innen vor, deren Zines wir toll finden und in der Sammlung haben, mit denen wir arbeiten oder einfach so in einem engen Austausch sind. Wir haben eine kleine Auswahl an Menschen unsere Fragen geschickt und hier sind ihre Antworten.

Heute stellen wir euch Evelyn vor. Kennengelernt haben wir Evelyn und ihr Zine Vinyldyke 2019 über Twitter, woraus dann ein IRL Besuch im Archiv folgte und wow, das Zine ist seitdem ganz schön durch die die Decke gegangen. Evelyn scheint da wohl einen Nerv getroffen zu haben. Wir finden es jedenfalls ziemlich super.

Tell us about your zine/ project

I make a zine called ‚Vinyldyke‘. It is an old-school looking music fanzine, all cut and paste with scissors and gluestick, and type-written. I call my writing style diy rock journalism, to move away from classic music journalism, always adding personal comments and stories.

What was the reason to start your own zine? Did someone or something inspire you?

My friend Nina from Gent, Belgium, produces the zine ‚Same Heartbeats‘. She writes about her travels, feminist events and (her own) music, from a very personal perpective. You can find such an enthusiastic attitude and so much encouragement in her zines, you’ll have to make your own zine after reading them. 

What is the first zine you ever fell in love with?

I remember the first zines I came across in the early 2000, punk and riot grrrl zines, had letters so tiny, I wasn’t able to read them. Only a few years ago, I’ve found zines that were using bigger fonts… 

A zine you would recommend because it deals with issues you care about

All issues of ‚Same Heartbeats‘ that I mentioned earlier. You can learn a lot about making zines from those. I recommend doing a lot of zine trades with various people, so you’ll get a lot of new ideas and inspiration.

Evelyn//Vinyldyke//passionless=pointless visiting us at the archive to bring us the newest issue of the zine ❤

Zine related places you visited or want to visit in the future? Tell us why!

I have done so many zine trades with people in so many different countries. A number of small stores in the US and  the UK even sell my zines. One day, when I was preparing a lot of US orders, I decided, why not travel where my zine are going? So I started planning a trip across the USA for summer 2020. It has fallen through now during the pandemic, but I hope I’ll be able visit all those places and fellow zinesters as soon as possible.

What projects are you involved in besides publishing zines?

I play in a Berlin-based grunge band called Passionless Pointless. Jyoti, Kate and I have released our demo tape as a real cassette in March and we’re going to record our first album in August. Playing in a band is very similar to making zines, I think. You’ve got the writing, the creativity, the creative output and the best thing – meeting other people who are into the same kind of stuff. Also, I can write about our music in my fanzine, just the way I like it.

A collaboration you are dreaming about?

More comics, drawings and illustrations, that’s what I’d like for the next issue of Vinyldyke. I’m so bad at drawing, there surely need to be collaborations. 

What would you be more interested in? A zine about cats or dogs?

I once did a zine trade and the mini zine I got was called ‚Do You Have a Male Cat?‘. I’m allergic to both cats and dogs, so it didn’t sound that interesting to me. But it turned out it was a zine about language

learing! if you’re hung over, you have a ‚male cat‘ in German! And if you worked out too hard, you’ll have a ‚muscle cat‘ the next day. I loved it. The zine was written by stolzlippen.

A zine about your teen crush would be about?

I don’t think I had a teen crush. Maybe I’ll do a zine about my teenage role models one day – Axl Rose, Jon Bon Jovi, Kurt Cobain and Nick Cave, just to see if other queer people experienced the same. 

Which fellow zinester would you rob a bank with and why?

There are so many! 

Your life motto or a message you want to share

Passionless=pointless. I love nerdiness in people and seeing how much they’re into what they’re doing. Put your time and energy into what you love and what’s important to you.

Zine of the Day: I’m Johnny and I don’t give a fuck #4 (Kanada)

Der Juli ist wie immer International Zine Month (IZM). Aus diesem Anlass stellen wir euch wieder, wie in den letzten Jahren, einige aus unserer Sicht interessante Zines aus der Sammlung des Archivs der Jugendkulturen als „Zine of the Day“ vor…

Ist das noch ein Zine oder schon ein Buch? Ganze 220 Seiten umfasst diese aus Vancouver (Kanada) stammende 4. Ausgabe von I’m Johnny and I don’t give a fuck, die 1999 von Andy Healey herausgegeben wurde, der seinerzeit auch Bassist der Hardcore-Band Submission Hold war. Die Musikformation bestand von 1993 bis 2005 und tourte in dieser Zeit auch einmal durch Europa. Auf dieser Tour habe ich sie dann in irgendeinem AZ in irgendeiner Stadt auch mal selbst live gesehen. Bei diesem Konzert blieb mir vor allem mir die Sängerin von Submission Hold, Jen Thorpe, nachhaltig in Erinnerung – hochschwanger und mit dickem Bauch lieferte sie eine Performance ab, die an Kraft und Energie kaum zu überbieten war.

Ich weiß gar nicht mehr, ob ich mir I’m Johnny and I don’t give a fuck #4 damals auf diesem Konzert kaufte oder ob ich das Zine schon vorher in meinem damaligen Zine Distro vertrieb. Jedenfalls habe ich damals Unmengen dieses Heftes über meinen Fanzine-Mailorder verkauft – und das vollkommen zurecht! Denn dieses Zine stellte zum Zeitpunkt seines Erscheinens eine absolute Ausnahmeerscheinung in der internationalen Zine-Landschaft dar und ist es bis heute auch geblieben. Und mit dieser Ansicht stehe ich nicht allein. Das kanadische Magazin Broken Pencil bezeichnete Andys Heft sogar als

„one of the great Canadian zine of all time“.

Im Johnny And I Dont Give A Fuck #4

I’m Johnny and I don’t give a fuck #4 (Cover)

Andy verkaufte sein Zine (fast) ausschließlich auf den Konzerten von Submission Hold und war damit so erfolgreich, dass er nach der ersten Auflage von 1.000 Stück weitere 600 Exemplare nachdruckte. Solche erstaunlich hohen Verkaufszahlen für ein Zine sind bis heute eher eine Seltenheit – vor allem bei solchen Zines wie I’m Johnny and I don’t give, die die Genre-Grenzen klassischer Fanzines sprengen.

Von seiner Aufmachung ist I’m Johnny and I don’t give a fuck #4 eher unscheinbar daher. Das gesamte Heft besteht aus einem handschriftlich verfassten Text, der in mehrere Kapitel gegliedert ist. Zeichnungen finden sich nur äußerst spärlich auf dem Cover und an den Kapitel-Anfängen. Die Geschichte startet zunächst mit einer Erzählung aus der Ich-Perspektive über eine kanadischen Punk/Hardcore-Band, die sich mitten im Winter mit einem vollkommen runtergerockten Kleinbus auf Tour begeben habt – dabei werden so ziemlich alle nur möglichen Stories voller Pleiten, Pech und Pannen, die man von eben solchen reisenden Musikgruppen kennt, in höchst amüsanter und ironischer Weise detailliert ausgebreitet. Das erweckt zunächst den Eindruck, als handele es sich bei I’m Johnny and I don’t give a fuck #4 um das Perzine eines Band-Mitglieds von Submission Hold. Doch schon bald bekommt die Geschichte einen vollkommen anderen Spin. Eines der Bandmitglieder liest während der Fahrten im Tour-Van einen Roman über einen Fahrradkurier namens Henry O’Melin, der seit einer Kopfverletzung nicht mehr anders kann, als immer genau das sofort auszusprechen, was ihm gerade durch den Kopf geht – und was ihm natürlich im Zusammenleben mit den Menschen immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Beide Erzählstränge laufen zunächst parallel nebeneinander her, bis schließlich der real existierende Bassist der Band namens Andy tatsächlich auf die fiktive Person Henry trifft und das Drama seinen Lauf nimmt – in einer derart unterhaltsam absurden Weise, wie man es kaum erwarten würde. Spätestens an dieser Stelle des Zines wird klar: Das hier ist mehr als ein bloßes Perzine, aber auch mehr als eine reines Literatur-Zine. Hier verschränken sich fiction und non-fiction auf derart kurzweilige Art und Weise, dass man die 220 Seiten in einem Rutsch durchlesen mag.

Im Johnny And I Dont Give A Fuck #5

I’m Johnny and I don’t give a fuck #5 (Cover)

Leider erschien nach dieser herausragenden 4. Ausgabe mit I’m Johnny and I don’t give a fuck #5 einige Jahre später auch schon die letzte Ausgabe dieses Ausnahme-Zines von Andy Healey. Auch diese ist absolut empfehlenswert und greift den Grund-Plot mit Submission Hold wieder auf. Nur spielt die Geschichte diesmal vor allem in einem heruntergekommenen Punk-House in Vancouver. 2005 löste sich Submission Hold auf und Andy scheint seitdem auch kein weiteres Zine veröffentlicht zu haben, was ich sehr bedauere.

Immerhin erschien vor einigen Jahren unter dem Titel I’m Johnny and I don’t give a fuck noch ein Comic des französischen Zeichners Colonel Moutarde, der auf weiteren Geschichten von Andy Healey basiert. Das Heft gibt es als PDF hier zum Herunterladen.

Und wer sich die Original-Ausgaben von I’m Johnny and I don’t give a fuck #4 und #5 ansehen möchte, der kann dies im Archiv der Jugendkulturen tun. Nachdrucke der alten Ausgaben wird es laut Andy nicht geben, da sein Hund irgendwann mal alle Druckvorlagen zerfetzt hat.

Christian

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#IZM2018 #Zines #Fanzines #Zineoftheday #Hardcore #Punk #DIY #Fiction #Non-Fiction

Zine of the Day: Sycamore #1 (Deutschland)

Der Juli ist wie immer International Zine Month (IZM). Aus diesem Anlass stellen wir euch wieder, wie in den letzten Jahren, einige aus unserer Sicht interessante Zines aus der Sammlung des Archivs der Jugendkulturen als „Zine of the Day“ vor…

Sycamore– Ein queerfeministisches Heavy Metal Fanzine. Zugegeben, nicht unbedingt zwei Dinge, die bei mir auf den ersten Blick zusammengehen: Queerfeminismus und Heavy Metal. Meine Assoziationen mit Heavy Metal sind eher: männlich dominiert, weiß und trotz bestimmter Spielarten im Bereich Gender (lange Haare, enge Lederkluft und Schminke) eher reaktionär in der Grundhaltung zu Sexualität und Geschlecht als offen für subversive Queerness.

Also nicht unbedingt die besten Grundvoraussetzungen für mich, um ein Zine aus diesem Bereich vorzustellen. Doch schon der erste Blick ins Heft verfängt. Das hier ist ein ambitioniertes Projekt. Schon im Editorial „Heavy Metal needs a Thunderstrike“ wird das mehr als deutlich. Die beiden Zinemacher*innen sind ganz schön angepisst von dem Status Quo im Metal, haben viel zu sagen und wollen vor allem an den Missständen in der Szene etwas ändern. Es geht um Sexismus, Misogynie und sexuelle Gewalt im Metal, aber auch um das Anprangern von bekannten Reflexen des Tabuisierens und Kleinredens dieser Probleme. Ein Call for Action #Kill the King, das durchaus Parallelen zu dem mittlerweile legendären Riot Grrrl Manifesto aufweist, soll die metaleigene #metoo Debatte befördern. Um das zu initiieren gibt es im Zine mehrere Berichte von Betroffenen, die sexuelle Gewalt oder Sexismus und Misogynie erfahren haben. 

Auch der Dominanz weißer, heterosexueller cis-Männer im Metal soll mit diesem Zine etwas entgegengebracht werden. So gibt es vordergründig Interviews mit Bands und Musiker*innen (Maggot Heart, Winds of Genocide) sowie Artikel von und über Frauen*, Queers und Trans*Menschen aus der Metal-Szene. Doch das Sycamore Kollektiv will nicht nur Fanzine sein. Das seit Mai 2017 gestartete internationale Netzwerk soll weiter wachsen und will in Zukunft auch eigene Veranstaltungen organisieren sowie eine Datenbank ins Leben rufen, in denen Frauen*/ queere Musiker*innen erfasst werden. 

Nun sind die hier angesprochenen Probleme sicher nicht das negative Alleinstellungsmerkmal der Metal-Szene. Schon die Riot Grrrls Anfang der 90er Jahre prangerten diese Themen im Punk und Hardcore an. Und auch female: pressure (Fokus: Techno/ elektronische Musik) arbeitet seit gut 20 Jahren an dem Abbau sexistischer Strukturen in der Musikindustrie durch Awareness Kampagnen, wie den VISIBILTY Blog sowie durch Festivals, Parties, Booking und eine eigene DJ/ Musiker*innen- Datenbank. 

Dennoch: Die Macher*innen des Sycamore- Zines schaffen hiermit einen ersten wichtigen Aufschlag, um die Sichtbarkeit von Frauen*, Queers und Trans* Menschen im Metal herzustellen, ihnen eine Plattform für ihre Meinungen und Veränderungswünsche zu bieten und um in die eigene Szene und ihre blinden Flecken hineinzuwirken. 

Fazit

Ein sehr politisches Zine, das fast alles richtig macht und von dem wir in Zukunft hoffentlich noch mehr lesen werden. Für das nächste Ausgabe wäre es aus meiner Sicht jedoch wünschenswert, mehr of Color-Perspektiven zu integrieren. Ein Anspruch, dem die erste Ausgabe leider nur bedingt gerecht wird. 

Das Sycamore- Kollektiv sucht übrigens noch nach Mitstreiter*innen.

Bei Interesse meldet euch gerne hier:

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Giuseppina 

Projektleitung „Diversity Box“

Zine of the Day: Modernes Fleisch #2 (Deutschland)

Der Juli ist wieder International Zine Month (IZM). Aus diesem Anlass stellen wir euch auch 2017 wieder einige aus unserer Sicht interessante Fanzines aus der Sammlung des Archivs der Jugend-kulturen als „Zine of the Day“ vor…

Modernes Fleisch 1

Modernes Fleisch #2

 

Es war ein A4-Heft im wüsten Schnippel-Layout, das ich ca. 2002 im AJZ Bielefeld von Malte in die Hände gedrückt bekam. Modernes Fleisch hieß das Zine, es war die 2. Ausgabe und auf dem Cover waren die Despoten des letzten Jahrhunderts in trauter Eintracht zu sehen. Malte war damals ein sehr junger Punker aus den Vorstadtdörfern, den ich schon bei einigen Konzerten getroffen hatte. In den Jahren um die Jahrtausendwende hatten mich viel zu viele Zines gelangweilt und es war seit Ewigkeiten das erste Mal, dass ich mir wieder ein Zine aufschwatzen ließ. Bis dato hatte ich den Eindruck, dass es nur noch die Wahl gab zwischen dem total neurotischen Ego-Zine oder dem boring Punkheft mit den immer gleichen anbiedernden Rezensionen und langweiligen Konzertberichten.

Beim Modernen Fleisch war es anders und es gab einen ganz schönen Deutsch-Punk-Rums, der sich beim Lesen in mir ausbreitete. Ja genau, das war es ja, was ich zehn Jahre vorher als Szene-Neuling auch gefühlt hatte und das jetzt als gutes Gefühl auch wieder in mir aufstieg. Dagegen sein, kritisch gucken, was um einen herum passiert und das Ganze natürlich mit dem nötigen trockenen Witz garnieren. Das ganze Zine war nicht darauf angelegt perfekt zu sein, es hatte kein Hochglanz und kein festes Layout wie diese ganzen damalig neuen Computer-Zines. Stattdessen brachte es genau das Gefühl von Malte auf den Punk(t) und das mit den einfachsten Schnippel-Layout-Mitteln, stets unterlegt mit Zitaten von 80er Jahre Deutsch-Punk-Bands. Es ist genau die solide Methode, die es bis heute jedem ermöglicht, ein eigenes Zine herauszubringen und damit der Welt zu erzählen, was man von ihr hält.

 

Inhaltlich gab es vor allem Konzertberichte aus der westfälischen Provinz, Texte zu politischer Haltung, Freundschaften und immer wieder Beiträge zur Punk-Band Hammerhead. Die reflektierte angepisste Abgrenzung von der alteingesessenen Punk-Szene mit ihren Ritualen wird dabei mit einer Direktheit vor sich hergetragen, dass es beim Lesen eine wahre Freude ist. Diese Direktheit hat sich Malte bis heute erhalten.
Malte und ich sehen uns bis heute. Er ist immer noch aktiver Part in der DIY-Punkszene aber macht nur noch selten Zines. Stattdessen hat er immer wieder eine neue Punk-Band und manchmal sogar zwei gleichzeitig.

Jimi

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#IZM2017 #Fanzine #Egozine #Punk #Deutsch-Punk

Zine of the Day: Enpunkt (BRD)

Der Juli ist wieder International Zine Month (IZM). Aus diesem Anlass stellen wir euch auch 2017 wieder einige aus unserer Sicht interessante Fanzines aus der Sammlung des Archivs der Jugendkulturen als „Zine of the Day“ vor…

Enpunkt #22

Dem Macher dieses Egozines bin ich zum ersten Mal im Sommer 1995 oder 96 über den Weg gelaufen – und zwar auf einem der beiden Fanzine-Treffen in Neuss (bei Düsseldorf). Ich hatte damals gerade die zweite Ausgabe meines eigenen Fanzines veröffentlicht, während Klaus N. Frick mit seinem Enpunkt bereits bei #25 oder #26 angelangt war. Während ich (Jahrgang 1976) also noch blutiger Anfänger in Sachen Zines war, gehörte Klaus (Jahrgang 1963) schon zu den alten Haudegen unter den Zine-Macher*innen.

Seit seiner Jugend im tiefsten Schwarzwald schlagen mindestens zwei Herzen in der Brust von Klaus: Das erste pochte schon etwas früher und zwar für Science Fiction (vor allem für die Perry Rhodan-Heftreihe) und das zweite kurze Zeit danach für Punk/Hardcore und alles was dazu gehört – von Pogo über Pils bis Politik. Über beide Welten und noch viel mehr schreibt Klaus seitdem – in eigenen Fanzines und in denen von anderen.

Sein erstes eigenes Fanzine namens Sagittarius veröffentlichte Klaus 1980. Die erste Ausgabe hatte noch eine Auflage von 100 Stück. Sagittarius professionalisierte sich über die Jahre aber immer weiter und dementsprechend wuchs die Auflagenzahl auch immer weiter an. Bald schon hatte das Heft ein eigenes Redaktionsteam und einen eigenen Verlag. 1986 ging es sogar in den Kioskverkauf, aber schon 1988/89 wurde es aufgrund der Überarbeitung aller Beteiligten und fehlendem wirtschaftlichen Ertrag wieder eingestellt.

Enpunkt #34

Enpunkt #34

1986, als Sagittarius erstmals in den bundesdeutschen Bahnhofskiosken landete und damit den Schritt vom Fanzine zum Magazin machte, brachte Klaus sein Egozine Enpunkt zum ersten Mal heraus. Er blieb damit dem Fanzine-Machen weiterhin treu und schrieb seitdem über alles, was er erlebte, was ihn interessierte, was ihn aufregte, was ihn faszinierte, was ihn begeisterte oder was ihn belustigte. Das war vor allem eine bunte Mischung aus Konzert- und Reiseberichten (letztere vor allem nach Afrika), Reviews von Platten, Filmen, Comics und Büchern, (selbst-)ironischen Alltagsbeobachtungen und aus Artikeln sowohl über Besäufnisse, Abstürze und Entgleisungen (frei nach dem Enpunkt-Motto „Saufen, Hüpfen, Peinlichsein“), als auch über Chaostage, Antifa-Aktionen oder Hausbesetzungen – und in den späteren Ausgaben auch über das Älter-Werden mit alldem. Die wechselnden Untertitel der Enpunkt-Ausgaben spiegeln auch das inhaltliche Spektrum des Hefts wieder. Sie reichen von „Fanzine für Science Fiction, Punk & Dosenbier“ über „Zeitschrift für angewandtes Spießertum“, „Zeitschrift für abgebranntes Spießertum“, „Das Fanzine für Spät-Pubertierende“, „Die Fachzeitschrift für modernen Ausdruckstanz“, „Zeitschrift für den Hobby-Ethnologen“ bis hin zu „Heft für Punkrock, Reisen & Hochkultur“.

Enpunkt #40

Enpunkt #40

Neben dem Enpunkt schrieb Klaus außerdem regelmäßig für andere Fanzines – in den 1980er Jahren für Willi Wuchers berühmt-berüchtigtes Scumfuck Tradition, in den 1990er Jahren für das legendäre Punk/Hardcore-Zine ZAP von Moses Arndt und nach dessen Ableben bis heute für das Ox.
Das Enpunkt blieb daneben über 20 Jahre eine feste Institution in der deutschsprachigen Fanzine-Landschaft, das in schöner regelmäßiger Unregelmäßigkeit erschien und sowohl innerhalb des Science Fiction-Fandoms als auch in der Punk/Hardcore-Szene seine Liebhaber*innen hatte. Im Sommer 2006 erschien mit Enpunkt #43 dann aber die letzte Ausgabe. Noch während der Arbeit an der Folgenummer entschied sich Klaus, Enpunkt als gedrucktes Heft einzustellen. Neben seiner Tätigkeit als Chefredakteur der Perry Rhodan-Heftserie, als Autor von Science Fiction-Geschichten und Punk-Romanen, als Leiter von Literatur- und Schreib-Werkstätten und diversen anderen Beschäftigungen fehlte einfach die Zeit und der Nerv, um mit dem Enpunkt weiter zu machen wie bisher.

Nichts desto trotz ist Klaus N. Frick aber  weiterhin ziemlich umtriebig. Unter dem Namen Enpunkt betreibt er sowohl eine Radiosendung auf Querfunk, dem Karlsruher Freien Radio, als auch seit 2005 einen Blog, in dem er beinahe täglich seinen Senf zu all dem gibt, was ihm (immer noch) unter den Nägeln brennt. In einem Interview im Polytox-Webzine erklärt Klaus dazu: „Das ist wie früher mit den Fanzines, weil ich das schreibe, was mich interessiert, und mir ist egal, wer es liest und welche ‚Zielgruppe‘ ich bediene. Also gibt es Punkrock-Texte, kurze Erzählungen, Platten- und Buchbesprechungen, Reiseberichte und allen anderen Kram.“ Und in der Tat liest sich das auch meistens so, als ob es in einer gedruckten Ausgabe des Enpunkt stehen würde – auch wenn die Erzählungen über Besäufnisse in den letzten Jahren ehrlich gesagt stark zurückgegangen sind!

Im Bestand des Archivs der Jugendkulturen gibt es ab Enpunkt #12 (1988) fast alle Ausgaben dieses inzwischen legendären Egozines. Ein Blick hinein lohnt sich auch heute noch und bietet nicht nur ein wunderbares „Sittengemälde“ der Punk/Hardcore-Szene zwischen 1986 und 2006, sondern auch interessante, spannende und unterhaltsame Einblicke in 20 Jahre Dasein einer lebenden Fanzine-Legende mit Haltung und Humor!

Mehr zu erfahren über Klaus N. Frick gibt es in Folge 56 der Reihe Mein Medien-Menü von Christoph Koch, im Polytox-Webzine, im Video-Interview mit Kesselpunks zum Zinefest Mannheim 2015 und natürlich in seinem Enpunkt-Blog. Die Punk-Romane von Klaus wurden im Hirnkost Verlag, ehemals Verlag der Jugendkulturen veröffentlicht, in dem auch seine aktuelle Kurzgeschichten-Sammlung Für immer Punk? erschien.

Christian

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#IZM2017 #Fanzine #Egozine #Punk #Hardcore #ScienceFiction

Zine of the Day: Freizeit 81 (BRD)

Der Juli ist wieder International Zine Month (IZM). Aus diesem Anlass stellen wir euch auch 2017 wieder einige aus unserer Sicht interessante Fanzines aus der Sammlung des Archivs der Jugendkulturen als „Zine of the Day“ vor…

Freizeit 81 war nicht nur der Name eines 1981 erscheinenden Fanzines, sondern auch die Bezeichnung einer losen Aktionsgruppe linksradikaler Punks, Hausbesetzer*innen und Künstler*innen in München, die sich die Verschmelzung von Kunst, Kampf, Punk und Politik auf ihre Fahnen schreibt. Über die Grenzen der bayerischen Landeshauptstadt hinaus wird Freizeit 81 vor allem durch eine Vielzahl kreativer, sowohl gewaltloser als auch militanter Aktionen bekannt.

Die Gruppe wird im Frühjahr 1981 von einem Dutzend Punks aus München gegründet, die zuvor bereits an Hausbesetzungen, spontanen Demonstrationen gegen Wohnraumspekulation und Aktionen für selbstverwaltete Jugendzentren beteiligt waren. Sie orientieren sich u. a. an der militanten Jugendbewegung in Zürich, die durch den Dokumentarfilm Züri brännt auch in Deutschland bekannt wird.

Die Gruppe engagiert sich in unterschiedlichen Bereichen und mit verschiedenen Ausdrucks- und Aktionsformen: Filmvorführungen, Demonstrationen, illegale Partys, Konzerte, (Schein-)Hausbesetzungen, Flugblätter, Zeitungen, Sprühaktionen, Zukleben von Bankenschlössern, Entglasungen von Schaufenstern und Brandanschläge. Im Gegensatz zu anderen linksradikalen Gruppierungen aus dieser Zeit vertritt Freizeit 81 ein weniger ideologisches, aber dafür mehr emotional und kulturell geprägtes Verständnis von politischer Aktion. Ihre undogmatische Haltung spiegelt sich u. a. in ihrem Manifest wieder, das weit über die Kerngruppe hinaus Verbreitung und Anklang findet: „Freizeit ’81 ist gewaltlos oder militant, legal oder illegal, ängstlich oder stark, auf jeden Fall: GEFÜHL UND HÄRTE ! Freizeit ’81 ist Widerstand aus dem Bauch, eine unkontrollierte Reflexbewegung. Niemand kann mit jeder Aktion einverstanden sein, aber jeder sollte seine eigenen Sachen machen.“

Während der harte Kern aus etwa zehn Leuten besteht, zählen und bekennen sich im Laufe des Jahres 1981 bis zu 100 Leute zum weiteren Umfeld der Gruppe. Die Kerngruppe macht zunächst durch unzählige Graffiti wie „Freizeit 81“ und gesprühte Parolen auf sich aufmerksam. Im Laufe des Sommers eskalieren allerdings die Hausbesetzungen. Nach der Räumung eines Hauses entglasen Angehörige der Gruppe die Fensterscheiben von elf Banken und weiteren Gebäuden in München. Von August bis Oktober 1981 werden unter dem Namen Freizeit 81 mehrere Brandanschläge mit Molotowcocktails auf Banken, eine Schule, ein Büro der Polizeigewerkschaft und andere Gebäude verübt. Insgesamt werden der Gruppe und ihrem Umfeld 25 Straftaten mit einer Schadenssumme von 1 Million DM zur Last gelegt.

Auszug aus Freizeit 81 #2

Auszug aus Freizeit 81 #2

Beim Anschlag auf ein Büro der Lufthansa im Oktober 1981 wird erstmals ein Jugendlicher festgenommen. Zahlreiche Wohnungen werden durchsucht und schließlich fünf junge Männer und zwei Frauen, von denen einige minderjährig sind, unter dem Vorwurf der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung festgenommen und später zu mehrjährigen Freiheitsstrafen, zum Teil auf Bewährung, verurteilt.

Bekannte Mitglieder der Kerngruppe von Freizeit 81 waren die inzwischen verstorbene PKK-Kämpferin Andrea Wolf, der Maler Florian Süssmayr, der Filmproduzent Anatol Nitschke und der Betreiber des Münchner Werkstattkinos Wolfgang Bihlmeir. Dem Umfeld der Gruppe sind u. a. die heutige Medienkünstlerin Hito Steyerl und der Filmemacher Romuald Karmakar zuzurechnen.

Auszug aus Freizeit 81 #2

Auszug aus Freizeit 81 #2

Vom gleichnamigen Fanzine erschienen 1981 lediglich zwei Ausgaben und eine weitere während die Kerngruppe in Haft saß. Die beiden ersten Ausgaben befinden sich im Bestand des Archivs der Jugendkulturen. Die eine wurde im Frühling 1981 veröffentlicht, beinhaltet zahlreiche Texte aus der Ich-Perspektive und Collagen, die die alltägliche Frustration, die Wut gegen den Normalzustand und den Wunsch des Aufbegehrens und der Rebellion zum Ausdruck bringen. Auf der letzten Seite sind die Fotos von einigen Graffiti der Aktionsgruppe abgedruckt. Die andere Ausgabe erschien nach den Hausdurchsuchungen und Verhaftungen im Herbst 1981. Sie wirkt noch desillusionierter als die vorherige Nummer und setzt sich mit politischem Verrat, US-Imperialismus und dem Recht auf Revolte auseinander. Auf der letzten Seite ist das Plakat eines Benefizkonzerts für die verhafteten Mitglieder von Freizeit 81 abgedruckt. Beide Ausgaben markieren damit sowohl den Anfang als auch das Ende der kurzen Existenz von Freizeit 81.

Obwohl Freizeit 81 kaum ein Jahr existierte, wird über die Gruppe bis heute immer wieder berichtet. 2013 war sie Teil der Sonderausstellung Wem gehört die Stadt? im Münchner Stadtmuseum und erst vor kurzem, im Juni 2017, sendete der Deutschlandfunk Kultur ein Feature über die Gruppe, das hier angehört werden kann.

Darüber hinaus widmete nicht nur die Spider Murphy Gang der Gruppe einen eigenen Song, auch die aus dem Umfeld von Freizeit 81 stammenden Punk-Bands ZSD und Tollwut bezogen sich in Liedern wie Krawall im Jahre 1981, Notwehr 1981 oder Sommer 1981 auf die Aktionen der Gruppe.

Weitere Infos zu Freizeit 81 gibt es hier und hier.

Christian

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#IZM2017 #fanzine #zineoftheday #punk #Autonome #Hausbesetzungen #München

Zine of the Day: Cometbus (USA)

Der Juli ist wieder International Zine Month (IZM). Aus diesem Anlass stellen wir euch auch 2017 wieder einige aus unserer Sicht interessante Fanzines aus der Sammlung des Archivs der Jugendkulturen als „Zine of the Day“ vor…

Cometbus #57

Cometbus #57

Eigentlich erstaunlich, dass Cometbus nicht schon viel früher zum „Zine of the Day“ ernannt wurde. Dabei zählt es zu meinen persönlichen All-Time-Faves und gehört zu den wenigen Zines, von denen ich wirklich ALLE Ausgaben gelesen habe und tatsächlich auch JEDE ohne zu zögern vorbehaltlos weiterempfehlen kann. Und es gibt inzwischen eine Menge Ausgaben von Cometbus – nämlich insgesamt 57 an der Zahl! Dabei veröffentlicht Aaron Elliot sein Zine ziemlich unregelmäßig und teilweise im Abstand von 1-2 Jahren, aber eben kontinuierlich seit 1981. Cometbus ist damit eines der ältesten, noch existierenden Punk Zines und Aaron damit wohl auch einer der dienstältesten Zinesters weltweit.

Gerade den letzten Ausgaben von Cometbus merkt man diese jahrzehntelange Erfahrung des Zine-Schreibens von Aaron an. Keine*r schreibt so hinreißend, unterhaltsam, charmant und amüsant wie er. Man möge sich nur einmal seinen herzzerreißenden Text „Punk Rock Love Is…“ aus einer bereits Anfang der 1990er Jahre erschienenen Cometbus-Ausgabe durchlesen. Wen das nicht berührt, hat einfach kein Herz!

Kein Wunder, dass inzwischen schon einige Anthologien seiner Cometbus-Ausgaben und sogar Übersetzungen ins Französische und Deutsche erschienen sind! Ich empfehle jedoch, seine Zines im Original zu lesen. Zum Beispiel das zuletzt erschienene Cometbus #57, das ausschließlich aus Interviews mit mehr oder weniger bekannten Leuten aus dem Kontext der New Yorker Comic-Szene besteht. Aaron befragte nicht nur Zeichner*innen wie Julia Wertz, Gabrielle Bell, Gary Panter, Ben Katchor, Bill Kartalopoulos oder Drew Friedman über ihr Comic-Schaffen, sondern auch Leute wie Karen Green, die sich um die herausragende Comic-Sammlung an der Columbia University Library kümmert, Gabe Fowler, der den Comic-Buch-Laden Desert Island betreibt und das Comic Art Brooklyn-Festival organisiert oder Robin Enrico, der u. a. die Steve Ditko Zine Library ins Leben gerufen hat. Kein Interview ist dabei wie das andere, sondern jedes einzelne hebt jeweils unterschiedliche Aspekte der New Yorker Comic-Szene hervor. So entsteht ein faszinierender multiperspektivischer Blick auf die Geschichte und Gegenwart der Comic-Kultur New York Citys. Eine großartige Cometbus-Ausgabe, die man sich unbedingt besorgen sollte, bevor sie wieder ausverkauft ist – oder die man sich auch einfach im Archiv der Jugendkulturen zu Gemüte führen kann.

Über Cometbus und Aaron gäbe es noch viel mehr zu schreiben. Wer mehr wissen möchte, findet hier zusätzliche Informationen.

Christian

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#IZM2017 #zines #zineoftheday #punk #comics #perzine

Zine of the Day: Watch Out! #1 (Deutschland)

Der Juli ist wieder International Zine Month (IZM). Aus diesem Anlass stellen wir euch auch 2017 wieder einige aus unserer Sicht interessante Fanzines aus der Sammlung des Archivs der Jugendkulturen als „Zine of the Day“ vor…

Watch Out! Video Fanzine #1

Watch Out! Video Fanzine #1

Dass Fanzines nicht immer nur Veröffentlichungen auf Papier sein müssen, zeigt das Watch Out! Video Fanzine, dessen erste und – meines Wissens – einzige Ausgabe 1993 erschien Es war damit nicht das erste Punk/Hardcore-Fanzine auf VHS-Kassette, aber im Gegensatz zu seinen Vorläufern wie dem US-amerikanischen Flipside (seit 1984) oder dem in Deutschland erschienen Tribal Area (seit 1987), hatte das Watch Out! inhaltlich weit mehr zu bieten als eine Zusammenstellung von Konzertmitschnitten, Musikvideos und Bandinterviews. Was dieses Video-Fanzine vor allem so charmant macht, sind die eingesprochenen Platten- und Fanzine-Kritiken, die Comic-Animationen von KIX, die Persiflagen von TV-Werbeclips und -Nachrichtensendungen, die Reportage über eine Zollhundeschule, der Schweiz-Reisebericht, die Interviews mit den Machern des Prawda-Fanzines und den Herausgebern des KIX-Comic-Zines, das Feature zur „Fanzine-Mafia“ oder das aus heutiger Sicht ziemlich schräge Musikvideo der Rap-Formation C.I.A. Neben diesen eher ungewöhnlichen Inhalten und Formaten dreht sich ansonsten alles um die Musik von HC-Bands wie Spermbirds, Wornout, Doom, NOFX, Yuppicide, Excrement of War, Mutant Gods oder Shelter. Wer sich selbst ein Bild von diesem besonderen Zeitdokument machen will, kann sich das Watch Out! #1 entweder auf VHS-Kassette im Archiv der Jugendkulturen zu Gemüte führen oder ganz komfortabel hier online ansehen.

Christian

Mehr Infos zum International Zine Month (IZM) sind hier zu finden.

#IZM2017 #fanzines #zineoftheday #videotape #punk #hardcore

Kammuri #1 (Deutschland)

Der Juli ist wieder International Zine Month (IZM). Aus diesem Anlass stellen wir euch auch dieses Jahr wieder einige aus unserer Sicht interessante Hefte aus der Fanzine-Sammlung des Archivs der Jugendkulturen als „Zine of the Day“ vor…

Der japanische Begriff Kammuri besitzt verschiedene Bedeutungen. Damit werden sowohl verheerende Tropenstürme Pazifik bezeichnet, als auch eine Kopfbedeckung aus schwarzer Seide, die zu einem zeremoniellen Gewand des japanischen Kaisers gehört.

Cover von Kammuri #1

Cover von Kammuri #1

Warum sich die Herausgeberinnen dieser selbstbezeichneten „Zeitschrift von Modejunkies für Fashionfreaks“ ausgerechnet diesen Begriff als Titel für ihr Heft ausgewählt haben, bleibt allerdings unklar. Dass sie sich aber ausgerechnet ein japanischen Wort ausgesucht haben, liegt eigentlich auf der Hand. Kammuri beschäftigt sich mit unterschiedlichsten Spielarten japanischer Popkultur – von den verschiedenen Gothic Lolita-Substilen über Visual Kei und J-Rock bis hin zu diversen Cosplays.

Kammuri #1 ist das einzige mir bekannte „Fanzine“ aus diesem Genre. Auch wenn dieser Begriff nirgendwo im Heft auftaucht und den beiden Herausgeberinnen vermutlich sogar vollkommen unbekannt ist, so treffen viele Eigenschaften von Fanzine auch auf das Kammuri zu: Die Berichterstattung aus der eigenen Fan-Perspektive, der absolut unkommerzielle Verkaufspreis von 1,50 €, die DIY-mäßige Anleitung für „Japanese Nail Art“, das Kochrezept für einen „Prinzessinnenkuchen“ oder auch das unvollständige Impressum, aus dem nicht einmal hervorgeht, in welcher Stadt dieses Mode-Zine überhaupt erschienen ist. Selbst das Jahr der Veröffentlichung bleibt unklar. Vermutlich ist das Kammuri #1 aber gegen Ende der 2000er Jahre erschienen. Neben zahlreichen Fotoshoots von japanischen Mode-Fans und ihren Stylings, die auf Konzerten von Visual Kei-Bands (The Gazette, Girugamesh), auf Manga Conventions oder auf J-Rock-Partys aufgenommen wurden, gibt es in der Debütausgabe von Kammuri ein Interview mit den beiden Betreiberinnen des deutschen Gothic Lolita-Mode-Labels Harajuku Maiden, einen Steckbrief von Fee, die auf dem Cover abgelichtet ist, einen Bericht über Leipzig und zahlreiche Tips für günstige Klamotten und Accessoires.

Schade, dass es von Kammuri offenbar keine weitere Ausgabe war. Ich hätte gerne gesehen, wie sich dieses Fashion-Zine weiterentwickelt hätte – zumal es aus der Gothic Lolita- und Visual Kei-Szene in Deutschland kaum Veröffentlichungen von Fans für Fans gibt.

 

Christian

 

Mehr Infos zum International Zine Month (IZM) sind hier zu finden.

#IZM2016 #Zineoftheday #Fanzine #Fashion #Gothic Lolita #Visual Kei

Heft #12 (Deutschland)

Der Juli ist wieder International Zine Month (IZM). Aus diesem Anlass stellen wir euch auch dieses Jahr wieder einige aus unserer Sicht interessante Hefte aus der Fanzine-Sammlung des Archivs der Jugendkulturen als „Zine of the Day“ vor…

Sehr individuell gestaltetes Cover von Heft #12

Sehr individuell gestaltetes Cover von Heft #12

Das Heft war ein äußerst sympathisches Fanzine, das in der ersten Hälfte der 1990er Jahre an gleich zwei Orten im hohen Norden erschien: Quickborn und Hamburg. Ich habe keinen blassen Schimmer, wieviel Ausgaben davon letztlich das Licht der Welt erblickten und wann das Heft wieder eingestellt wurde. Einige Jahre wurde dieses Fanzine-Projekt aber jedenfalls recht ambitioniert betrieben – zumindest haben die Macher es auf die Reihe bekommen, alle drei Monate eine neue Nummer unters Volk zu werfen.

Inhaltlich bestach das Heft durch die für viele damalige Fanzines dieser Bauart eher typische Mischung aus einem Haufen Musik, ein ganz, ganz wenig Politik, einer Menge Schwachsinn, dem obligatorischen Comic, einer grotesken Kurzgeschichte und einem sehr amüsanten Bericht über die Olympia-Bewerbung von Quickborn. Dieser inhaltlich bunte Strauß wurde schließlich durch ein dezent rotziges Cut’n’Paste-Layout irgendwie auf 48 DIN A4-Seiten zusammengehalten. Der musikalische Geschmack der Redaktion wurde von Gitarren dominiert: Es gab einige wenige Band-Interviews (Grotus, Big Chief, Fetish69, 2Bad und Popkiller), aber dafür eine Unmenge Besprechungen von Platten diverser Punk-, Crustcore-, HC-, Alternative Rock-, Indie Rock-, Grunge- und Noise Rock-Bands. Eine stattliche Anzahl an Fanzine-Kritiken gab es ebenso, wie eine ganze Latte an Insider-Witzen, die wohl keiner außer den beiden Herausgebern verstehen konnte und als anti-journalistisches Bonbon ein passagenweise sehr amüsantes Interview mit Alfred Hilsberg (What’s So Funny About-Label, Buback Records, etc.).

Ganz ähnlich hätte das damals auch in anderen Fanzines wie dem Klausner, Gags & Gore, Toys Move, Out of Step, Flex Digest, Blurr oder Revolution Inside erscheinen können – womit ich dem Heft aber keinesfalls posthum die Existenzberechtigung absprechen möchte. Vielmehr will ich damit sagen, dass es Anfang der 1990er Jahre einfach viel mehr sympathische und interessante Musik-Fanzines gegeben hat.

Das Heft #12 trägt übrigens die Selbstbezeichnung „Limitierte Kunstkacker-Ausgabe“, weil jedes Exemplar dieser Nummer mit einem extrem schlecht gemalten, aber dafür einzigartigen Wasserfarben-Bild auf dem Cover daher kommt. Das Archiv der Jugendkulturen hat allein sechs unterschiedliche Exemplare dieser Heft-Ausgabe. Ich mag mir gar nicht „ausmalen“, wie lange die gebraucht haben, um alle Umschläge zu bepinseln.

Christian

 

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#IZM2016 #Zines #Zineoftheday #Fanzine #Punk #Hardcore

Zine of the Day: Rave Signal / Signal Plus

Rave Signal #1 (1992)

Rave Signal #1 (1992)

Es gibt Dinge, die können in ihrer ganz eigenen Form manchmal einfach nur abseits der Hot Spots popkultureller Metropolen und in der jugendkulturellen Einöde der Provinz entstehen. Nur dort sind Koalitionen zwischen Szenen möglich, die sich in der Großstadt nicht mal mit Arsch anschauen würden. Und nur dort bringen solche Koalitionen Dinge hervor, die es nirgendwo anders geben würde…

In diesem Fall handelt es sich um ein sog. „Split-Fanzine“, ein Fanzine, dass die Herausgeber_innen von zwei unterschiedlichen Fanzines als Gemeinschaftsprojekt veröffentlichen. Das allein wäre kaum der Rede wert. Solche Gemeinschaftsproduktionen verschiedener Zine-Macher_innen gab es in der Fanzine-Geschichte schon sehr früh. Beim Rave Signal #3/ Signal Plus #1 aus Weilheim handelt es sich aber um ein Split-Fanzine der ganz besonderen Art, das eng mit meiner eigenen subkulturellen Sozialisation in der oberbayerischen Provinz verbunden ist.

Rave Signal #2 (1992/93)

Rave Signal #2 (1992/93)

Aber der Reihe nach… Als Techno und House ab 1991 auch jenseits der Großstädte immer mehr Anhänger_innen fand, wurde mein „Sandkastenfreund“ Marco zum enthusiastischen Raver, der unser beschauliches Weilheim im oberbayerischen Voralpenland fast jeden Freitag verließ, um das ganze Wochenende auf Raves in der gesamten Republik teilzunehmen. Er war von diesem neuen Sound so angesteckt, dass er ab 1992 damit begann, sein eigenes Heft darüber zu veröffentlichen – mit Party-Berichten, Platten-Kritiken, bescheuerten Kolumnen, dämlichen Witzen und allem anderen Drum und Dran. Das ganze wurde per Schnippel-Layout zu einer Kopiervorlage zusammengebastelt und vom Vater eines anderen Freundes heimlich auf dem Kopierer seiner Arbeitsstelle vervielfältigt.

Der Name Rave Signal war bereits Programm. Schließlich ging es darum, die neue Rave-Kultur in Weilheim und Umgebung bekannter zu machen. Ob das wirklich was gebracht hat, kann ich nicht sagen. Immerhin hat Marco bis 1993 mindestens drei Ausgaben seines Heftes veröffentlicht. Das Wort „Fanzine“ kannte er zu dieser Zeit noch gar nicht.

Rave Signal #3 / Signal Plus #1 (1993)

Rave Signal #3 / Signal Plus #1 (1993)

Im gleichen Zeitraum, in dem sich Marco zu Stroboskop-Gewittern und geraden Beats in irgendwelchen Lagerhäusern und Industriebrachen herumtrieb, entstand in Weilheim selbst eine ganz eigene Subkultur um Bands wie The Notwist, Die Schweisser, Brainjam oder Dilirium, die ihre Wurzeln in der Punk/Hardcore-Szene hatten, sich aber musikalisch bereits darüber hinaus zu entwickeln begannen.

Mein Freund Greydl und ich waren an dieser Entwicklung beteiligt. 1990 hatten wir in guter DIY-Manier unsere eigene Punk/Hardcore-Band gegründet, ohne auch nur einen einzigen Akkord zu können. Nicht das Können stand zu dieser Zeit an erster Stelle, sondern das Machen. Und wie Marco, so waren auch wir begeistert von der neuen Subkultur, deren Teil wir geworden waren und über die auch wir nun unser eigenes Heft veröffentlichen wollten. Erste Fanzines hatten wir damals bereits gelesen.

Signal Plus #1 im Rave Signal #3  (1993)

Signal Plus #1 im Rave Signal #3 (1993)

Und weil Greydl und ich erst einmal sehen wollten, ob so ein Fanzine überhaupt was für uns ist, habe ich meinen Sandkastenfreund Marco einfach gefragt, ob wir zum Rave Signal nicht noch ein paar Seiten über Gitarrenmusik hinzufügen sollten. Er fand die Idee nicht schlecht und so entstand die erste Ausgabe das Signal Plus, wir zusammen mit der dritten Ausgabe des Rave Signal 1993 als ein Gemeinschaftsheft herausgaben.

Bei der nächsten Nummer trennten sich aber auch schon wieder die Wege von Marco und uns. Wir hatten dafür bald so viele Interviews, Plattenkritiken und andere Artikel zusammen, dass wir unser eigenes Heft im selben Jahr unter dem Titel Signal Plus Extra veröffentlichten, das wenige Monate später zum Fanzine Flatline wurde, aus dem schließlich mein eigener Fanzine-Mailorder namens Flatline-Imperium entstand, durch den ich u. a. meinen Weg in das Berliner Archiv der Jugendkulturen fand.

Seinen Ausgangspunkt hat mein Werdegang als Zine Nerd aber in diesem Split-Fanzine mit komischem Namen, in dem Techno-Beats und Hardcore-Lärm eine Koalition eingingen, wie man sie bis heute wohl kaum ein zweites Mal erlebt hat…

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#IZM2015 #Zines #Fanzines #Zineoftheday #Techno #Punk #Hardcore #Provinz

– Christian (Zine Nerd)

Zine of the Day: Orange Agenten

Mein Liebling ist das Berliner Punk-Fanzine Orange Agenten nicht gerade. Meine Beziehung zu dem Fanzine ist eine ganz andere, die aber mindestens genau so emotional ist.

Orange Agenten #2x45 min.

Orange Agenten #2×45 min.

Orange Agenten #0,8%

Orange Agenten #0,8%

Orange Agenten # Next

Orange Agenten # Next

Während meines Praktikums im Archiv der Jugendkulturen e. V. habe ich mich u. a. um die Sortierung der Fanzine-Sammlung und die Aufnahme von Fanzines in die Archiv-Datenbank gekümmert.

Das Orange Agenten machte dabei ständig „Probleme“. Dank seines DIN A3-Formats passte es nicht in die Archivkartons. Es nahm jedes Mal zu viel Platz auf meinem ohnehin schon vollen Schreibtisch in Beschlag. Es hatte komische Untertitel wie „Zeitschrift für Passivsportler & Kettenraucher“, die auch noch ständig wechselten. Vor allem hatte es aber völlig unverständliche Nummerierung der einzelnen Ausgaben. Ich habe geschlagene vier Tage mit dem Versuch verbracht, die Ausgaben chronologisch zu ordnen, denn keine einzige Abfolge der einzelnen Ausgaben ergab einen logischen Zusammenhang.

Mit dem Orange Agenten assoziiere ich seitdem vor allem eine Achterbahnfahrt der Gefühle: In einem Moment dachte ich, ich hätte es geschafft, hätte das Konzept hinter solchen „Nummerierungsspäßchen“ wie „Heft # NEXT“, „NR. 0,8 ÷“ oder „# 2×45 min.“ begriffen, merkte aber bereits im nächsten Moment, dass das alles irgendwie doch nicht so recht zusammenpassen wollte.

Letzten Endes habe ich dann aufgegeben, eine sinnvolle Ordnung in etwas zu bringen, hinter dem von Anfang an gar kein Sinn angelegt war.

Die Macher_innen werden sich jetzt vielleicht kichernd auf dem Boden wälzen, aber obgleich leider ohne Ergebnis hat die „Detektivarbeit“ doch auch irgendwie Spaß gemacht.
Trotzdem: Falls jemand eine Lösung hat, bitte melden!

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#IZM2015 #Zines #Fanzines #Zineoftheday #Jugendkulturen #Punk

– Svenja

Zine of the Day: Virus

Virus - The Voice of the Underground (ca. 1994 )

Virus – The Voice of the Underground (ca. 1994 )

Virus ist ein Augsburger Techno-Fanzine aus den 90er Jahren. Hier geht es viel um mögliche Definitionen des Genres, künstlerische Arbeit sowie die Vermarktung von Techno. Das Fanzine ähnelt in seinem Aufbau stark einer Musikzeitschrift und weist die dort üblichen Rubriken auf: Plattenkritik, Tech-Review (hier: Roland 101 und Oberheim 5HE), Interview, Chart, Labelprofil und Plattenladennewsletter. Die Plattenkritik zu Maurizio 03 kommt von Electric Indigo, der female:pressure-Gründerin und ehemaligen Hard Wax-Mitarbeiterin. Die hotwenty Charts enthalten sowohl Künstler, Labels als auch Katalognummern. Hier herrscht keine einheitliche Vorgehensweise. Mal steht da Aphex Twin (Platz 14) oder Säkhö ohne Nummer und Artist auf Platz 1. Dann wird wohl alles von Säkhö gut sein? Die Interviews werden mit Szenegrößen geführt, u.a. mit Jeff Mills, Mike Banks von Underground Resistance oder Luke Slater. Die Interviews stellen ein gutes Quellenmaterial für den klassischen Techno und seine Inszenierungsformen dar. Zum Beispiel sagt Mike Banks auf die Frage ob er immer hinter Hard Wax- oder Red Planet- Veröffentlichungen steht: „I cannot answer those questions“. Diese Aussage kann wohl als szenetypisch bezeichnet werden und ist für manche Künstler*innen immer noch wichtiger Bestandteil bei der Veröffentlichung ihrer Werke. Nostalgisch stimmt mich dieses Fanzine beim Lesen der Profile von Force Inc. und Mille Plateaux. Diese Labels waren für mich damals wichtig für meine Elektronika- Sozialisation.

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#IZM2015 #Zines #Fanzines #Zineoftheday #Techno #Fanzine #Electro

– Tanja

Zine of the Day: Wedgie

Wedgie #1 (ca. 1994)

Wedgie #1 (ca. 1994)

Wedgie bedeutet so viel wie „Hosenzieher“. Es bezeichnet einen Streich, der verschiedene Varianten und Schwierigkeitsgrade kennt, wie hier nachzulesen ist.

Warum sich dieses Fanzine ausgerechnet so genannt hat, weiß ich nicht. Ich kann mich nur daran erinnern, dass die beiden Herausgeber des Hefts, Tom und Marc, großen Spaß dabei hatten, anderen Leuten Wedgies zu verpassen…

Wenn ich mich recht erinnere, bin ich das erste mal auf das Wedgie 1995 bei einem Fanzine-Treffen in Neuss gestoßen, auf dem vor allem Macher_innen von Punk/Hardcore- und Indie-Zines zusammenkamen, um sich kennenzulernen, Konzerte zu besuchen und das eigene Fanzine mit anderen zu tauschen. Jedenfalls lernte ich dort Tom und Marc kennen, die aus Tübingen und Umgebung kamen.

Wedgie #2 (ca. 1994)

Wedgie #2 (ca. 1994)

Das Wedgie stach vor allem durch die Comic-artigen Zeichnungen von Tom hervor, der anstatt Fotos von Konzerten abzudrucken, eben lieber die selbstgemachten Fotos auf Hardcore-Shows mit der Hand abpauste und so einen ganz eigenen Stil schuf. Das Wedgie hatte alle Inhaltsstoffe, die ein gutes Fanzine in dieser Zeit brauchte: Ein paar persönlich gefärbte und politisch angehauchte Reflexionen, einen guten Musikgeschmack und die richtige Portion Humor und Selbstironie. Das Heft hatte mein Herz gleich mit der ersten Ausgabe, die ich in die Hände bekam, im Sturm erobert.

Und wie das damals so üblich war, hielten Marc, Tom und ich auch noch nach dem Fanzine-Treffen in Neuss Kontakt. Wir schrieben uns, trafen uns auf Konzerten, besuchten uns gegenseitig und schließlich entwickelte sich vor allem zu Marc eine richtige Freundschaft. Auf dem zweiten Fanzine-Treffen in Neuss im darauf folgenden Jahr sind wir dann schon zusammen dorthin gefahren und kurz darauf bin ich nach Tübingen gezogen und habe mit ihm meine erste WG gegründet. Wir haben zusammen Konzerte und Veranstaltungen organisiert, waren politisch aktiv und haben viel voneinander gelernt.

Wedgie #3 (1995)

Wedgie #3 (1995)

Das Wedgie erinnert mich daran, wieviele Leute ich damals durch das Fanzine-Machen in ganz Deutschland und sogar darüber hinaus kennengelernt habe. Einige haben eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt und tun es sogar noch heute. Das macht mir wieder einmal klar, welche Bedeutung Fanzines für meine eigene Biografie bis heute haben.

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#IZM2015 #Zines #Fanzines #Zineoftheday #Hardcore #DIY #Emocore

– Christian (Zine Nerd)

Zine of the Day: Her Name is Boxcar

Her Name Is Boxcar #2

Her Name Is Boxcar #2

Her Name Is Boxcar #2 ist ein schönes Zine mit tollem aufgeklebtem Coverfoto zum Thema Skateboard-fahrende Mädchen und Frauen (nur diese Ausgabe). Interviews z. B. mit Suck My Trucks und Sabrina „Puse“ Göggel, Fotostrecken (leider nur in s/w) und Künstler_innenportraits.

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#IZM2015 #Zines #Fanzines #Zineoftheday #Skateboard #Skategrrrls

– Daniel

Zine of the Day: Dröhnbütel

Dröhnbütel #34 (2015)

Dröhnbütel #34 (2015)

Der Dröhnbütel ist ein Fanzine aus Hamburg. Hierbei dreht es sich insbesondere um Reiseberichte von diversen Fussballtouren quer über den Erdball. Die Schreiberlinge sind allesamt aus der HSV-Fanszene und berichten neben den besuchten Spielen des Hamburger SVs auch diverse andere Kicks aus z.B. Argentinien, Brasilien, Marokko, Serbien, der Türkei, Israel, Usbekistan, Thailand, Japan und Australien. Und das ist nur eine kleine Übersicht der bereisten Länder. Es gibt den Dröhnbütel seit August 2005 und mittlerweile steht man kurz vor der Veröffentlichung der 35ten Ausgabe. Mit diesem Heft sollen Fußballbegeisterte, Groundhopper und andere mehr oder weniger marginale Existenzen erreicht werden, Hauptsache keiner nimmt sich selbst zu ernst!. Es geht in den einzelnen Spielberichten auch gar nicht wirklich um das Geschehen auf dem Fußballplatz sondern eher um das Drumherum auf den Fanrängen und den Randerscheinungen während der An- und Rückfahrt. Die Texte sind meist mit bissigem Hamburger Humor untermalt und sorgen für eine ausgezeichnete Unterhaltung auf Zug, Toilette, oder Zugtoilette. Insgesamt neun ehrenamtliche Redakteure gestalten die Berichte in unterschiedlichen Schreibstilen. Sie tun dies aus Laune und ohne Bezahlung, ihnen gebührt nur der zweifelhafte Ruhm und die Teilhabe von diversen Lesern, wenn mal wieder ein Anschlussflug verpasst wurde, man das Hostelzimmer mit acht müffelnden Backpackern teilen muss, oder sich die Liebschaft aus fernen Ländern am nächsten Morgen doch nicht als das entpuppt, was man sich erhofft hatte.

Ein „Dröhnbütel“ ist auf Plattdeutsch übrigens ein wenig auskunftsfreudiger, etwas dröger Zeitgenosse, wie es ihn im hohen Norden zu Haufe gibt.

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#IZ2015 #Zines #Fanzines #Zineoftheday #Fußball #Groundhopper #Fußballfans

– Flo

Zine of the Day: Willkürakt

Willkürakt #16

Willkürakt #16

Der überwiegende Teilder Punk-Fanzines, die zwischen 1977 und 1983 in der BRD veröffentlicht wurden, scheinen sich auf den ersten Blick an bestehenden Musikzeitschriften ihrer Zeit orientiert zu haben. Erst auf den zweiten Blick entpuppen sie sich aber in vielen Fällen als eine ironische Simulation des damaligen Rockjournalismus. Und einige dieser Fanzines erschienen in Formen und Formaten, bei denen sich kaum noch stilistische oder formale Bezüge zu bisherigen Printmedien feststellen ließen.

Das Willkürakt, das um 1980 in Hamburg herausgegeben wurde, war einer dieser medialen Grenzgänger. Kaum eine Ausgabe glich einer anderen. Selbst solche, die in Form und Format klassischen Zeitschriften ähnelten, waren doch immer auf völlig unterschiedliche Weise vervielfältigt und in wechselnden Formaten von DIN A5 bis DIN A3 in einer Auflage von ca. 150 bis 300 Exemplaren veröffentlicht worden.Aber es gab auch Ausgaben von Willkürakt, die eher an Kunst-Objekte als an Printerzeugnisse erinnerten: Ein zusammengefaltetes Blechband, das ursprünglich zur Verpackung von Baustoffen gedient hatte, wurde zum Objet trouvé und ergänzt um einen Zettel mit der Aufschrift „Willkürakt“ zu einer Ausgabe des Fanzines erklärt. Weitere Nummern erschienen als durchsichtiger Plastikhandschuh, in dem kleine, zusammengefaltete Notizzettelchen steckten oder als Plastikteller mit Plastikbesteck und Plastik-Nudeln, abgepackt in einer Plastiktüte. Gerade diese Ausgaben von Willkürakt hatten oft nur Kleinstauflagen von 30-60 Exemplaren und sind heute teuer gehandelte Sammlerstücke.

Inhaltsvezeichnis von Willkürakt #16

Inhaltsvezeichnis von Willkürakt #16

Eine besondere Ausgabe dieses enorm wandlungsfähigen Fanzines ist Willkürakt #16, das sich im Bestand des Archivs der Jugendkulturen befindet. Es erschien in Form einer Schriftrolle, die mit einer Banderole fixiert wurde, auf der das Inhaltsverzeichnis nicht mit Seitenzahlen sondern mit entsprechenden Zentimeter-Angaben gedruckt wurde.

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#IZM2015 #Zines #Fanzines #Zineoftheday #Jugendkulturen #Punk #Kunstobjekt #DIY

– Christian (Zine Nerd)